Montag, 29. September 2014

Effata

Effata-Ritus zur Taufe

(zur Taufe meiner Nichte A.)

Der Herr lasse dich heranwachsen und reifen; 
und wie er mit dem Ruf "Effata" dem Taubstummen Ohren und Mund geöffnet hat, 
so öffne dir Jesus Christus alle deine Sinne, 
damit du sein Wort und deine Mitmenschen hörst, 
damit du die Wunder seiner Schöpfung siehst und mit deinem Herzen schaust, 
damit du den Duft der Erkenntnis Christi riechst und seine heilende Nahrung schmeckst, 
damit dich die Weisheit Christi erfülle und du seinen Glauben mit deinem Mund bekennst, 
damit dich Liebe berührt und du mit deinem Körper Liebe erfährst und lieben lernst 
und so alles Schöne unserer Welt aufnehmen kannst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.

© Thomas Körbel 

Mittwoch, 27. August 2014

Die Seele fliegen lassen mit Augustinus

Zum Fest des Hl. Augustinus

© Thomas Körbel (2004, 2014)

Zu welchem hohem Ziel soll der Glaube die Christen beflügeln?
Doch zu nichts weniger als mit Gott zu leben, eins zu sein mit Gott, und untereinander in Liebe verbunden.
Doch wie behäbig, wie verzagt bleiben die Christgläubigen allzuoft.
Wie klein sie oft gehalten werden — und wie klein sie sich selbst doch oft halten.

Satire

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard schrieb eine, vielleicht bissige, vielleicht witzige Satire über die christlichen Gottesdienste:
»Denke dir, es wäre so, dass die Gänse reden könnten. Dann hätten sie es doch so eingerichtet, dass sie auch ihren Gottesdienst hätten, ihre Gottesanbetung. Jeden Sonntag kämen sie zusammen, und ein Gänserich predigte. Der wesentliche Inhalt der Predigt wäre: welche hohe Bestimmung die Gans habe,
zu welch hohem Heil der Schöpfer die Gans bestimmt habe.
Mit Hilfe ihrer Flügel könne sie fortfliegen in ferne Gegenden, selige Gegenden, wo sie eigentlich hingehöre. Denn hier sei sie nur ein Fremdling.
So ginge es jeden Sonntag.
Darauf trennte sich die Versammlung, jede watschelte nach ihrer Behausung.
Und dann am nächsten Sonntag wieder zum Gottesdienst und dann wieder nach Hause.
Dabei blieb es.
Denn mochte am Sonntag die Rede noch so erhaben klingen, die Gänse wüssten sich am Montag zu erzählen, wie es einer Gans gegangen sei, die ernst hatte machen wollen mit Hilfe der Flügel, wie es ihr ging und welche Schrecknisse sie aushalten müsse.
Freilich: Am Sonntag davon zu reden, das wäre unpassend.
Dann würde ja offenbar, dass unser Gottesdienst eigentlich darin besteht, Gott und uns selber zum Narren zu halten, sagten sie untereinander. Auch fänden sich unter den Gänsen einige, die mager würden und leidend aussähen. Von ihnen hieß es unter den Gänsen: Da sieht man, wohin es führt, mit dem Fliegen ernst machen zu wollen. Weil sie sich im Stillen mit dem Gedanken tragen, fliegen zu wollen, deshalb gedeihen sie nicht, sie haben keine Freude an der Gnade Gottes, wie wir es tun. Deshalb werden wir rund, fett und lecker.
Und am nächsten Sonntag gingen sie dann wieder zum Gottesdienst, und der alte Gänserich predigte von den hohen Zielen, zu denen der Schöpfer die Gans bestimmt habe, wozu sie ihre Flügel hätten.
Ebenso ist es mit dem Gottesdienst der Christenheit.«

Seelenflug (eine Ansprache)

Mal angenommen die Satire von Sören Kierkegaard ließe sich irgendwie auf uns übertragen, auf die Beziehung der Christen zu ihrem Gott, auf unsere Suche nach Gott, auf unsere Art, Gottesdienste zu feiern und unseren Glauben zu leben.
Dann wäre doch die Frage aufgeworfen, warum unsere Seelen so selten fliegen?
Warum sie wie niedergeschlagen auf dem Boden liegen bleiben und warum uns nach den Gottesdiensten der Alltag oft schneller einholt, als uns lieb ist.
Da ich immer wieder von Menschen höre, dass dem so ist, stelle ich weitere Fragen: 
  • Warum vergessen wir oft sehr schnell, was wir hier hörten, noch bevor wir das Kirchengebäude verlassen haben?
  • Warum ist unsere Seele, unser Inneres oft nicht begeistert, nicht wirklich ergriffen vom Wort Gottes? 
  • Geben wir vielleicht vorschnell den Versuch auf, unsere Seelen zu Gott fliegen zu lassen; ich meine: noch bevor wir es versucht haben? 
  • Lassen wir uns einreden, wir seien klein, unfähig, weil schuldbeladen, sündig? 

Also dann: Wie kann sich unsere Seele hier und jetzt aufschwingen in die Gegenwart Gottes?

Die Frage hinter diesen Fragen

Klingt die Rede von der Seele für unsere modernen Ohren nicht zu erhaben, zu überspannt und sowas von idealistisch?
Ist die Rede von der Seele also frommes Gesülze oder ist sie das, worum es in unseren Gottesdiensten eigentlich wirklich und immer, einzig und allein geht?
Wir sind es gewohnt, bescheiden zu bleiben und verwechseln dies nur zu gerne mit Demut, damit bleiben wir klein und weit hinter unseren Möglichkeiten.
Augustinus mahnt uns:
»Es wird dir nicht gesagt: Sei etwas Kleineres als du bist, sondern: Erkenne, wer du bist und werde du selbst!« (Predigt 137,4,4)

Jesus ist gekommen, dass wir Leben haben —— überreich, in Fülle.

Leben zu haben bedeutet, Gott zu besitzen, der das Leben ist.
Mit anderen Worten: Jesus ist gekommen, damit Gott in unserem Leben vollkommen gegenwärtig sein kann.
Was bedeutet es also, auf Gott zu hören, auf den guten Hirten, seinen Sohn?
»Ihr habt es eben gehört, meine Schwestern und Brüder, als das Evangelium verlesen wurde — natürlich, wenn ihr nicht nur das Ohr des Leibes, sondern auch [das Ohr] des Herzens offen hattet.« (Augustinus, 8. Predigt, in: Unteilbar ist die Liebe, S. 12; Sätze wie diese stehen immer wieder in Augustins Predigten...)
Also, was hörten wir? Mit unseren Herzen? Wir hörten: 
Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so schulden auch wir, einander zu lieben. (1 Joh 4)
Papst Johannes Paul II. hat einmal bei einer Generalaudienz mit einem Verweis auf Augustinus die Christen aufgerufen, "Propheten des Friedens und der Liebe" zu sein.
Das bedeutet doch wohl dies: Wenn wir auf Gott hören, dann lieben wir einander, dann erkennen wir Gott. Wenn wir einander lieben, ist Gott da. Und dann sehen es auch die, die nicht glauben oder nicht mehr in die Kirche gehen. Wer nicht liebt, hört nicht und erkennt nicht — und wird auch nicht erkannt. Dessen Seele fliegt dann auch nicht.
Aber — werdet ihr fragen:
Was heißt das überhaupt, die Seele fliegen zu lassen?
Wer von euch einmal verliebt war oder einen Menschen liebt, hat eine Ahnung davon, was es heißt, dass die Seele fliegt. Und dieses Empfinden — überreich — das ist Gottes Nähe.
Glaubt ihr, dass Gott euch liebt?
(Ihr schweigt?)

Ich muss vielleicht noch mal anders anfangen:
George Lucas, der Macher der "Star Wars" Filme sagte einmal:
Ob gut oder schlecht, der Einfluss der Kirche wurde aufgelöst. Film und Fernsehen geben uns vor, wie wir unser Leben führen sollen."
Wisst ihr was, ich glaube er hat recht. Wer außer den wenigen in den Gemeinden, wer hört noch auf das, was die Kirche sagt? Und hören wir richtig, also mit dem Herzen?
Und gleichzeitig: ich entdecke immer wieder die feinen Spuren des Evangeliums im Kino, wie Gott auch dort zu Menschen spricht. Was wäre das auch für eine Frohe Botschaft, die nicht alle möglichen, neuen, phantasievollen und ja, selbst solche Wege gehen würde, die für uns ungewohnt und befremdlich sind? Will sie doch auch von jenen empfangen werden, die Gott nicht mehr in der Kirche hören wollen. Das bedeutet es zumindest für mich, wenn ich höre, dass mein guter Hirte noch andere Schafe hat, die nicht aus dieser Herde sind. Auch die muss er führen, dass sie seine Stimme hören.

Hallelujah

Eine Ahnung, was das Fliegen meiner Seele anbelangt, habe ich im Kino bekommen, als ich die Neuverfilmung von "Ladykillers" der Brüder Coen sah. Einige Szenen spielen im Gottesdienst einer von Afroamerikanern besuchten Freikirche. 
"Hallellujah", schreit der Prediger (was auf Deutsch ja: "Lobt Gott" bedeutet) und er ruft der Gemeinde zu: 
"Gott liebt euch."
Ja, schreit die Gemeinde begeistert zurück.

Und hier, als ich eben fragte?
Schweigen!

(Wenn wir jetzt im Fernsehen, wären, würde ich euch so lange anfeuern, bis das wirklich gut klappt, so wie die Athleten in Olympia die Hände heben und die Leute klatschen lassen, um selbst angefeuert zu werden. Aber wir sind ja nicht im Fernsehen. Wir feiern Gottesdienst.)

Haben wir etwa Angst?
Jetzt laut zu werden und zu rufen, empfinden wir als peinlich, als blamabel, wie unpassend für solch einen heiligen Ort — und auf keinen Fall tut man sowas nicht im Gottesdienst, und es entspricht nicht unserer Mentalität in ekstatisches Geschrei zu verfallen während der feierlichen Andacht inmitten eines christlichen Gottesdienstes. 
Und außerdem, ja, außerdem sind wir hier nicht im Film.
Wirklich nicht?

Wenn ich die Predigten des Heiligen Augustinus lese, lese ich Mitschriften eines Ereignisses, keinen trockenen Text. In meiner von Filmen genährten Fantasie steht vor ihm eine Gemeinde, die lebt, die auf seine Worte reagiert, die dazwischenruft, Fragen stellt. Eine Gemeinde, die mitfeiert, die mit-denkt. Augustinus rührt ans Herz seiner Zuhörer (davon kann ich nur träumen) und er ist zugleich ziemlich locker. Er predigt zu Menschen: Matrosen, Handwerker, Bauern, einfache Leute, vielleicht einige in der Stadt ansässige Beamte, Gebildete, und da, auf den Ehrenplätzen, ein paar Reisende, Bewunderer des Predigers, die gekommen sind, seine Weisheit zu hören. Sie waren sicher enttäuscht, denn der hochgebildete Augustinus war sich nicht zu schade für derbe, gewöhnliche und sogar ordinäre Ausdrücke ("Vulgarismen"). Augustinus predigt vor seiner Gemeinde und fragt:
Warum aber, wenn die Liebe erwähnt wird, springt ihr auf, applaudiert und stimmt zu?
und an anderer Stelle:
Die Liebe wird erwähnt und ihr brecht in Beifall aus.
Also, da ging es anders zu als bei uns, doch eher wie im Film, oder?
Ich liege sicher falsch mit der Annahme, dass euer Schweigen von vorhin bedeutet, dass euch diese Liebe Gottes nicht die Bohne interessiert. Wir müssen ja auch nicht laut schreien. Ein wenig Begeisterung und ein frohes Lächeln wären aber schon mal ein guter Anfang. Das würde zeigen, dass in unseren Gottesdiensten Herzen berührt werden und Seelen anfangen, Flugversuche zu unternehmen.
Dann und wann hab ich das auch schon mal erlebt.

Gott sehen

Natürlich darf's nicht beim Lächeln bleiben, es gehört noch ein wenig mehr zur gelebten Liebe, davon wisst ihr vielleicht mehr und anderes als ich. Wenn wir aber einander lieben, erzählen wir uns gegenseitig davon, und Gott, so sagt uns die Schrift, bleibt eins mit uns — und wir sehen Gott.
Augustinus sagt:
»Du kannst mir sagen: Ich habe Gott nicht gesehen! Kannst du mir etwa auch sagen: Ich habe den Menschen nicht gesehen? Liebe [die Schwester und] den Bruder! Denn wenn du [die, welche] du siehst, liebst, wirst du zugleich auch Gott schauen; denn du wirst die Liebe selbst schauen, und in ihr wohnt Gott.« (Augustinus: Predigten zum 1. Johannesbrief 5,7)
Wir könnten Gott schauen und hören, nicht nur im Gottesdienst, im "Wort Gottes" aus der Bibel, das wir vorlesen, in unseren Mitmenschen. Wir könnten Gott in unseren Seelen hören, in den Zeichen, die uns das Leben selbst schenkt, das ja von Gott ist. Zeichen, die im Kino, in der Werbung, im Alltag und in Mitmenschen zu uns sprechen.
In der Allgegenwart der Werbung zum Beispiel, kann ich, statt mich zum Konsum verführen zu lassen, in ihr das leise Wort Gottes hören und meine Seele zur Anschauung Gottes fliegen lassen.
Ich fand einmal einen Bierdeckel, darauf steht: 
Hacker-Pschorr, Himmel der Bayern.
Wenn diese Bayern bei jedem Bier statt an den bloßen Genuss auch an den Himmel denken würden, wenn sie in der Liebe zum Bier eine Spur der Liebe Gottes entdecken würden, könnte das nicht ein Flügelschlag ihrer Seele sein?
Und wenn ja, dann hoffe ich, dass auch unsere Seelen beim Bier und bei all den anderen Genüssen einen kleinen Vorgeschmack auf den Himmel bekommen.
Augustinus spricht noch viele andere Worte, Worte aus einer anderen Zeit, in einer manchmal seltsamen Sprache, über die Liebe, über Gott, über die Freundschaft, den Besitz und viele andere Themen.
Gedanken, die ich (vielleicht) noch ein anderes Mal hier äußere.
Viele seiner Worte gehen mir nahe, sie erlauben mir einen Höhenflug meiner Seele, besonders aber dieses letzte, das ich euch mitgeben möchte auf euren Weg aus diesem Gebäude, in einen Festtag und in euer Leben im Alltag. Es gilt uns allen und es erlaubt uns eine von Gott gewollte Größe, die niemanden von uns vergisst und klein belässt, weil die Liebe Gottes zu uns nicht allein sein will; Augustinus sagt:
»Jeder ist so, wie seine Liebe ist. Liebst du die Erde? Dann wirst du Erde sein. Liebst du Gott? — Was soll ich sagen? — Du wirst Gott sein. Aus mir selbst wage ich nicht, dies zu sagen, doch die Schrift sagt es.« (Predigten zum 1. Johannesbrief 2,14)

Mittwoch, 20. August 2014

Ein Beruf?

Kindern wird beigebracht, ihr Glück in einem wunderbaren Beruf zu finden. 
Die meisten glauben das.
Menschen, die emotional entwurzelt sind, die traditionelle Sinnangebote der Kirchen als vom Sinn entleert empfinden, suchen die Selbstverwirklichung, das Lebensglück in der beruflichen Erwerbsarbeit oder in Beziehungen. Oder zumindest Spaß!
Naja, sie haben ja nichts anderes beigebracht bekommen.
Naja, sie haben ja nichts anderes ... 

Mittwoch, 6. August 2014

Ein Gedanke

Wir überleben nicht ohne das Rudel. Das war früher auch so. Doch heute? Wir hören die richtige Musik, fahren das richtige Auto, ziehen die Klamotten an und umgeben uns mit den Menschen, die ‚in‘ sind. Damit stehlen wir die Aufmerksamkeit anderer, und geben sie uns als Bedeutsamkeit. Wir werden akzeptiert, was nur bedeutet, wir fallen nicht unangenehm auf und bekommen keinen Ärger und halten das auch noch für gemocht oder gar geliebt werden. Wir warten dann, bis unser Stück der Jagdbeute uns zugeteilt wird und nennen es Sicherheit, ‚unser Leben‘, und merken nicht, wie wenig authentisch wir dabei sind, wie wenig ‚richtig‘ das ist. Wir sind fremdgesteuert und wissen nicht mal, wer wir selbst sind. 
(Maurice Decmont)

Esoterik

Definition Esoterik

aus Körbel, Thomas "Hermeneutik der Esoterik Eine Phänomenologie des Kartenspiels Tarot als Beitrag zum Verständnis von Parareligiosität. Münster; Lit, 2001.
Nach langem Zögern und doch aus aktuellem Anlass veröffentliche ich hier nochmals meine Esoterik-Definition. Das Thema ist immer noch brisant. 

Kein Definitionsversuch des Begriffs Esoterik trifft — wenn ein objektivistischer Maßstab angelegt wird — das, was sich letztendlich hinter diesem Wort verbirgt, da es sich um etwas im Menschen und vor ihm selbst Verborgenes handelt. Es kann umschrieben werden als eine Innerlichkeit, die alle mit menschlichem Bemühen sinnlich erfahrbare, innere und äußere Wirklichkeit ausschließt, aber dennoch umfassend "ganzheitlich" ist. Es ist eine tiefe, innerliche Erfahrung der ganzen Wirklichkeit. Es übersteigt die Wahrnehmung der menschlichen Sinne. Es gehört zum Wesen des Menschen, es schließt seine "Tiefe" mit ein. Diese Tiefe wird dem Menschen als 'religiös' oder 'spirituell' wesentlich erfahrbar. Obwohl diese Tiefenerfahrung nicht machbar und letztlich vom Menschen her nicht erreichbar ist, tritt Esoterik auch als Lehre und Methode, aber auch als spirituelle Technik mit dem Anspruch auf, diese religiös-spirituelle Dimension des ganzen Menschseins in das Bewusstsein zu heben. Ein solches Bemühen ist aber nur dann Esoterik, wenn es nicht bloße Lehre, Methode oder Technik, sondern erlebte, erfahrene und erkannte Wirklichkeit und gelebtes Leben ist. Solche Wirklichkeit wird sichtbar, indem sich das innere Leben von bloßer Selbstgenügsamkeit und je tieferer "Nach-Innen-Wendung" zur Gestaltung des äußeren Lebens mit und für den Anderen und Fremden öffnet. Eine so verstandene Esoterik ist das ureigenste Anliegen jedes Menschen auf seiner Suche nach sich selbst. Das verwirklichte menschliche Individuum — wie auch immer es dann in Erscheinung treten mag — ist daher das esoterische Geheimnis.
Gemäß dieses Maßstabes hat jede Religion und jedes religiöse Phänomen eine esoterische Dimension. Im Sinne der [...] diakonischen Methode der Genese-Assistenz liegen in dieser Definition zwei Aspekte:

(1) Sie entlarvt manche Lehren, Methoden und Techniken der real existierenden Esoterik als oberflächlich oder sogar pervertiert.

(2) Sie bietet der real existierenden Esoterik mit Blick auf ihre "normative" Formulierung die Hilfe, dem eigentlichen Anliegen und dem Ziel esoterischer Lebenshilfen näher zu kommen.

Die real existierende Esoterik muss sich diesem Maßstab stellen, wenn sie im (inter-) religiösen Diskurs ernst genommen werden will.