Freitag, 30. Mai 2014

Die Frohe Botschaft der Exkommunikation.

Papst exkommuniziert Chefin von "Wir sind Kirche"

Die österreichische Vorsitzende der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche" wurde exkommuniziert. Martha Heizer und ihr Mann dürfen nicht mehr an den Sakramenten teilnehmen. 
Die strengste Strafe, die die Kirche verhängen kann, weil zwei Menschen, die nicht zu Priestern geweiht waren, in ihrem Privathaus Messen gefeiert  haben? 
Es heißt, von den Missbrauchstätern sei bislang keiner exkommuniziert worden. Ich kann das nicht überprüfen.
Aber mit welchem Maß wird da gemessen? 
Das vermeintliche schwere Vergehen, das Martha Heizer vorgeworfen wird, begehen täglich auf der Welt Hunderte von katholischen Gruppen. Es ist eine Folge des Priestermangels, dass Gläubige manchmal auch ohne geweihten Priester gemeinsam Gottesdienst feiern. Statt das zu bestrafen, sollte man diese Form des Laienengagements begrüßen und sich darüber freuen. Christian Weisner (30.5.2014)
Wenn ich also zukünftig ein Brot breche, und einen Wein trinke, und dabei einen Segen spreche, exkommuniziere ich mich dann auch selbt?
Oder werde ich ausgeschlossen, wenn ich das auch noch öffentlich bekannt gebe? 

Also, ich sehe das so:
Entweder war das unerlaubt und ungültig. Denn wenn die beiden nicht geweiht waren, war das keine Messe, im katholischen Sinne. 
Dann sehe ich keinen Grund für eine Strafe.
Dann wäre es einfach nur ein Irrtum der Handelnden. 
Das sowas in der Kirche bestraft wird, befremdet, wirkt wenig menschenwürdig. 

Die Frohe Botschaft dieser Exkommunikation.

Oder war das gottesdienstliche Handeln gültig?
Das muss wohl so sein. Das legt die Bestrafung nahe. Nur geweihte Pfarrer dürfen das.
Und das ist ein Grund zur Freude, denn wenn das "gültig" und somit bestrafenswert ist, was Frau Heizer tat, dann "funktioniert" das Geschehen der Messe, die Wandlung und Transsubstantiation, auch ohne Weihe. 
Das wäre nun wahrhaft die Frohe Botschaft dieses Urteils. 
Eine gültige Wandlung von nichtgeweihten Menschen. Laien, bei den Katholiken. Also ist das von allen Evangelischen, allen ordinierten Männer und Frauen und allen Laien gültig. 
Endlich sind wir autonom. 
Das Priestertum aller Gläubigen, verwirklicht, und durch ein Urteil der Kirche bestätigt. 
Ein Schritt weiter, das Klerikertum abzuschaffen? 
Habt Mut, zu wandeln, zu feiern. Wandelt. Wandelt Euch, wandelt die Welt! Denkt um! 
Gültige Messen feiern. Für alle. Mit allen. Das ist gelebte Spiritualität und Seelsorge. 
Wie der in den Menschen verliebte Gott es wollte.

Ich breche gerne das Brot. Trinke Wein, symbolisch, zeichenfaft, und bete dazu einen Segen. Allein, wie es sich für einen Eremiten gehört.
Und ich überlasse es anderen, darüber Ihren Hirtenstab zu brechen. 
Wer will feiert mit. Virtuell, oder real. Das macht keinen Unterschied, im Geiste. 

Lies auch hier zum Thema Papst. 

"Wer sind wir, dass wir uns anmaßen dürften, Türen zu schließen, die der Heilige Geist öffnen will?" (Papst Franziskus)

Montag, 12. Mai 2014

Wie Du Deine Sehnsucht steigerst

Gebet der Sehnsucht

Dein Sehnen ist dein Gebet
Und wenn es ein ununterbrochenes Sehnen ist,
dann ist es ein immerwährendes Gebet.
Willst du ohne Unterlass beten,
dann höre nicht auf,
dich zu sehnen.
Dein Sehnen ohne Unterlass ist deine
ununterbrochene Stimme.
Wer sich sehnt,
singt im Herzen,
auch wenn die Zunge schweigt.
Wer keine Sehnsucht hat,
ist stumm vor Gott,
wie laut auch sein Schreien
in den Ohren der Menschen widerhallt.
Aber wer sich sehnt, singt im Herzen,
auch wenn die Zunge schweigt.
(Augustinus)


Sehnsucht gehört zu jedem Menschen

Man muss mit allem zufrieden sein. 
Das höre ich oft. 
Haben solche Menschen die Sehnsucht aufgegeben? 
Oder haben sie all ihre Sehnsucht ins Reich der Träume verwiesen?
Nur Mut, suche sie wieder! 
Jeder Mensch sehnt sich im Grunde nach Geborgenheit, nach Liebe, nach wahrer Heimat, nach Echtheit und Freiheit. 
Für mich sind das große Sehnsüchte, die letztlich nur von Gott erfüllt werden können. 
Letztlich nur von Gott bedeutet: Menschen und Dinge sind da nur vorläufige Sehnsuchtserfüller. 
Die können es, bis zu einem gewissen Grad, ja. Das ist gut. 
Und dann fehlt doch noch was. 
Was?
Sehnen kommt von liebend verlangen, sich härmen. Es hat mit Schmerz zu tun. 
Aber es ist ein süßer Schmerz. Denn der Mensch fühlt sich in der Sehnsucht durchaus lebendig. Er spürt, dass die Sehnsucht etwas ist, was ihn über diese Welt hinaus führt. 
Ohne den geht es nicht. 
Mehr Sehnsucht? 

Bei Sehnsucht fehlt noch was

Ob Du willst oder nicht, in allem, wonach Du leidenschaftlich suchst, sehnst Du Dich letztlich nach Gott. 
Ein Beispiel gefällig? 
Wenn Du mit allen Kräften nach Reichtum aus bist, so wird der Besitz Deine Sehnsucht nicht erfüllen. In der Suche nach finanzieller Unabhängigkeit steckt die Sehnsucht nach Ruhe, nach Zeit, nach Freiheit, dass Du endlich zu Dir selbst kommen kannst, dass Du etwas tun kannst, was Dir mehr Freude gibt als das, was Du jetzt tust. 
Wenn Du nach Erfolg strebst, nach Anerkennung, so steckt dahinter die Sehnsucht, wertvoll zu sein. Aber Du weißt, zugleich, dass kein Erfolg Deine Sehnsucht zu stillen vermag, wenn Du Dich nicht selbst wert-schätzt. 
Du erfährst auch Deinen göttlichen Wert erst in Gott. 
Wenn Du Dich nach Freunden sehnst, suchst Du nach Unabhängigkeit, nach Echtheit in Beziehungen, nach mehr, spürst Dich in Deiner Gebrochenheit und willst vom Menschen ganz gemacht, geheilt werden, suchst nach dem Deinen, suchst Dich, spürst, Du hast Dich noch nicht. Du kannst nicht lieben, willst haben, willst mehr sein. 
Und manchmal setzt Dich ein Mensch auf Entzug. 
Sehnsucht ist eine gute Sucht. 
Sie ergreift Dich ganz. Du spürst die Sehnsucht in Dir. 
Im Lateinischen heißt Sehnsucht desiderium. Das kommt von den sidera, den Sternen. Sehnsucht ist also der Weg die Sterne auf die Erde zu holen. 
Die Sehnsucht bringt den Himmel auf die Erde. 
Sie schafft in Dir den Raum der Weite und des Himmels. Dein Raum. 
Pocht in Dir auch eine solche unerfüllte Sehnsucht nach mehr und nach dem Ganz Anderen? 
Lass Sie wachsen und sich vermehren. 
Wenn alle sich mehr sehnen, wird auf die Grenzen des Wirklichen ein starker Druck ausgeübt werden. Dieser Druck wird ein Ergebnis herbeiführen. 
Die Erfüllung der Sehnsucht. 

Es folgen nun in der Academia Aurata ein paar Tage der Abwesenheit.
Vielleicht wird auch meine und Deine Sehnsucht nach ihr damit größer ;-) 


Montag, 5. Mai 2014

Freundschaft schließen heißt sich öffnen

Freundschaft

Andere Dinge übrigens waren es, die an den Freunden das Gemüt stärker anzogen: Miteinander plaudern und zusammen lachen und sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen, gemeinsam schöne Bücher lesen, miteinander scherzen und sich gegenseitig Achtung schenken, bisweilen sich veruneinen, aber ohne Hass, so wie man auch einmal mit sich selber uneins ist und eben durch den nur seltenen Streit die sonst bestehende Eintracht würzen, einander belehren und voneinander lernen; die Abwesenden schmerzlich vermissen, die Kommenden freudig begrüßen; durch solche und ähnliche Zeichen, wie sie Liebe und Gegenliebe aus dem Herzen sich äußern in Kuss und Wort, in Blicken und in tausend freundlichen Gesten einander in Bewegung versetzen , so dass aus den vielen eine Einheit wird. Dies ist es, was man an den Freunden liebt und dermaßen liebt, dass man sich Gewissensvorwürfe machte, wollte man nicht Liebe mit Gegenliebe, Gegenliebe mit Liebe vergelten, wollte man vom anderen noch Greifbareres verlangen als solche Beweise des Wohlwollens. (Augustinus: Bekenntnisse IV,8,13, nach verschiedenen Übersetzungen)

Freundschaft ist nahe an der Liebe

Augustinus war ein Mensch, dessen Freunde ihm sehr viel bedeuteten. Freundschaft steht für Augustinus sogar ganz nahe bei der Liebe: Zwei verlangen danach, eins zu sein. Er schreibt, dass er seine »Seele und die Seele seines Freundes als eine Seele in einem zweifachen Leben erlebt«.[1] Er erlebt das wohl deshalb so, weil Freunde es wagen, einander »all ihr Inneres anzuvertrauen«.[2]
  • Es ist klar, dass eine solche Übereinstimmung zwischen zwei oder mehr Menschen für Augustinus eine Art Vorgeschmack auf den Himmel ist. 
  • Dass Freunde einander die Wahrheit sagen, ohne sich gegenseitig zu verurteilen[3] und nicht in allen Fragen übereinstimmen müssen, gehört auch dazu. 
  • Es geht nicht darum, Freunde zu haben, sondern selbst Freund für andere sein zu können. »Ohne Freunde könnte ich nicht glücklich sein«, schreibt er.[4] Es ist daher auch verständlich, wenn er die Anwesenheit seiner Freunde vermisst.[5]
Wenn er über Freundschaft nachdenkt, hat er nicht den gegenseitigen Nutzen im Auge, der durchaus auch dabei sein kann, ebenso wie gegenseitige Hilfe und Unterstützung im Alltag oder in besonderen Situationen. 
Nein, Augustinus meint den Freund selbst, nicht seinen Besitz, seine Eigenarten, seine Qualitäten oder seine Begabungen. Ehrlichkeit und Offenheit, Offen-herz-igkeit, sind natürlich Eigenschaften, die auf die möglichen Freunde anziehend wirken. 
Ohne diese und ohne Treue und Vertrauen kann es keine Freundschaft geben. 
Schmeichelei (adulatio, wörtl. Schwanzwedeln) und Harmoniesucht sind der Tod der Freundschaft. Dies gilt auch für die Blindheit. Kritik ist erlaubt, auf Fehler wird aufmerksam gemacht: 
»Nicht jeder, der Nachsicht übt, ist ein Freund; nicht jeder, der uns hart anfasst ein Feind« (Spr 27,6)
»Du liebst deinen Freund, in dem du verabscheust, was ihm schadet.«[6]
Und natürlich erhofft man sich in einer Freundschaft auch nur wohlwollende Zeichen und erwartet z.B. keine Schläge. Freunden geht es also darum, das Wohl des Anderen zu wollen, zuerst für den Anderen, dann für beide.
Er lässt Freunde nicht alleine, wenn sich in ihrem Leben etwas ändert: 
»Der Freund wird plötzlich arm, du willst nichts mehr von ihm wissen? Dann war sein Geld dein Freund und nicht er selbst.«[7] 
Man kann einander noch immer das Wohlwollen schenken, auch wenn man nichts hat.

Schlechte Freundschaften?

Allerdings geht Augustinus nicht soweit, dass er für den Freund sündigen würde, nur um seine Freundschaft zu erhalten. 
Schlechte Freundschaften sollte man sogar nach seiner Ansicht schleunigst beenden, jedoch nicht beim kleinsten Fehler bereits die Freundschaft in Frage stellen.
Beweisen aber kann man Freundschaft nicht. (vgl. Blogbeitrag zu Vertrauen)

Freundschaft schließen heißt sich öffnen

Die gegenseitigen Gefühle und Empfindungen der Freundschaft, das Wohlwollen kann man zwar spüren, aber nicht erzwingen. Freundschaft ist und bleibt ein Geschenk. Und sicher geht es um eine Entscheidung, man "schließt" Freundschaft. 
Augustinus weist niemanden ab, der Freundschaft mit ihm schließen will, ohne selbst gleich diesen in die Freundschaft aufzunehmen. Aber er ist bemüht, diesen Menschen so zu behandeln, dass er in die Freundschaft aufgenommen werden kann.
In jeder Lebenslage braucht man Freunde oder muss sie sich suchen, und ohne Freunde ist alles nichts: 
»Sobald gute Menschen da sind, meistert man die Schwierigkeiten.«[8]
Und in den guten Menschen, den Freunden sieht Augustinus Gott tätig. 
Ja, er geht sogar noch einen Schritt weiter und sucht die Nähe von Freunden, weil er genau da Gott, man könnte sagen "mit Haut und Haar gegenwärtig" erlebt:
»In die Arme lieber Freunde fliehe ich gern mit meinem ganzen Ich, wenn ich müde bin von den Widerwärtigkeiten des Lebens; in ihrer Liebe finde ich Ruhe und Frieden. Denn ich spüre: Da wohnt Gott. Und ihm überlasse ich mich sorglos.« (Augustinus: Brief 73,10).
Stell Dir vor, Du wärst ein solcher Freund. 
Und so lass uns einander Freunde sein! 
Ich freue mich auf Dich. 



[1] Liebe - was ist sie anderes als ein Leben, in dem zwei sich einen oder eins zu sein verlangen? So erlebe ich meine Seele und die Seele meines Freundes als eine Seele in einem zweifachen Leben. (Augustinus)[2] Von dem können wir sagen, dass er in die Freundschaft aufgenommen ist, dem wir all unser Inneres anzuvertrauen wagen. (Augustinus: Über 83 verschiedene Fragen 71,6)[3] Niemand kann in Wahrheit der Freund eines Menschen sein, wenn er nicht zuvor ein Freund der Wahrheit ist. (Augustinus: Brief 155,1); Niemals dürfen wir über einen unbekannten Menschen ein Urteil fällen; und keinen können wir erkennen, es sei denn durch Freundschaft. (Augustinus: Über 83 verschiedene Fragen 70,5)[4] Bekenntnisse VI,16,26.[5] Ich empfinde Schmerz, lieber Freund, dass ich dich nicht sehe, und doch tröstet mich gerade dieser Schmerz. Deshalb missfällt mir die Willenskraft, mit der man die Abwesenheit guter Menschen, wie du einer bist, zu ertragen versucht. Ich kann mich der Sehnsucht nicht erwehren, und wenn ich es könnte, wäre es ein entsetzliches Können. Es freut mich, dass ich es nicht kann, und in dieser Freude liegt mein Trost. (Augustinus: Brief 27,1)[6] Predigt 49,5,5,8[7] Vgl. Tars van Bavel: Charisma: Gemeinschaft; 52ff.
[8] Wenn Armut uns bedrückt oder Trauer uns lähmt, körperlicher Schmerz uns quält oder wir traurig in der Ferne weilen, - was immer an Unglück uns treffen mag, sobald denn gute Menschen da sind, die nicht nur mit den Frohen sich zu freuen wissen, sondern auch mit den Weinenden zu weinen, ein aufmunterndes Wort sprechen oder ein Gespräch anknüpfen können, dann sind die Widerwärtigkeiten meist schon gelindert, das Schwere wird leicht, und man meistert die Schwierigkeiten. In ihnen und durch sie wird aber ER tätig, der durch seinen Geist andere gut macht... So ist im Gesamt menschlichen Lebens nichts, was uns freundlich ist, ohne die Freundschaft eines Menschen. (Augustinus: Brief 130, II, 4)