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Mittwoch, 27. August 2014

Die Seele fliegen lassen mit Augustinus

Zum Fest des Hl. Augustinus

© Thomas Körbel (2004, 2014)

Zu welchem hohem Ziel soll der Glaube die Christen beflügeln?
Doch zu nichts weniger als mit Gott zu leben, eins zu sein mit Gott, und untereinander in Liebe verbunden.
Doch wie behäbig, wie verzagt bleiben die Christgläubigen allzuoft.
Wie klein sie oft gehalten werden — und wie klein sie sich selbst doch oft halten.

Satire

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard schrieb eine, vielleicht bissige, vielleicht witzige Satire über die christlichen Gottesdienste:
»Denke dir, es wäre so, dass die Gänse reden könnten. Dann hätten sie es doch so eingerichtet, dass sie auch ihren Gottesdienst hätten, ihre Gottesanbetung. Jeden Sonntag kämen sie zusammen, und ein Gänserich predigte. Der wesentliche Inhalt der Predigt wäre: welche hohe Bestimmung die Gans habe,
zu welch hohem Heil der Schöpfer die Gans bestimmt habe.
Mit Hilfe ihrer Flügel könne sie fortfliegen in ferne Gegenden, selige Gegenden, wo sie eigentlich hingehöre. Denn hier sei sie nur ein Fremdling.
So ginge es jeden Sonntag.
Darauf trennte sich die Versammlung, jede watschelte nach ihrer Behausung.
Und dann am nächsten Sonntag wieder zum Gottesdienst und dann wieder nach Hause.
Dabei blieb es.
Denn mochte am Sonntag die Rede noch so erhaben klingen, die Gänse wüssten sich am Montag zu erzählen, wie es einer Gans gegangen sei, die ernst hatte machen wollen mit Hilfe der Flügel, wie es ihr ging und welche Schrecknisse sie aushalten müsse.
Freilich: Am Sonntag davon zu reden, das wäre unpassend.
Dann würde ja offenbar, dass unser Gottesdienst eigentlich darin besteht, Gott und uns selber zum Narren zu halten, sagten sie untereinander. Auch fänden sich unter den Gänsen einige, die mager würden und leidend aussähen. Von ihnen hieß es unter den Gänsen: Da sieht man, wohin es führt, mit dem Fliegen ernst machen zu wollen. Weil sie sich im Stillen mit dem Gedanken tragen, fliegen zu wollen, deshalb gedeihen sie nicht, sie haben keine Freude an der Gnade Gottes, wie wir es tun. Deshalb werden wir rund, fett und lecker.
Und am nächsten Sonntag gingen sie dann wieder zum Gottesdienst, und der alte Gänserich predigte von den hohen Zielen, zu denen der Schöpfer die Gans bestimmt habe, wozu sie ihre Flügel hätten.
Ebenso ist es mit dem Gottesdienst der Christenheit.«

Seelenflug (eine Ansprache)

Mal angenommen die Satire von Sören Kierkegaard ließe sich irgendwie auf uns übertragen, auf die Beziehung der Christen zu ihrem Gott, auf unsere Suche nach Gott, auf unsere Art, Gottesdienste zu feiern und unseren Glauben zu leben.
Dann wäre doch die Frage aufgeworfen, warum unsere Seelen so selten fliegen?
Warum sie wie niedergeschlagen auf dem Boden liegen bleiben und warum uns nach den Gottesdiensten der Alltag oft schneller einholt, als uns lieb ist.
Da ich immer wieder von Menschen höre, dass dem so ist, stelle ich weitere Fragen: 
  • Warum vergessen wir oft sehr schnell, was wir hier hörten, noch bevor wir das Kirchengebäude verlassen haben?
  • Warum ist unsere Seele, unser Inneres oft nicht begeistert, nicht wirklich ergriffen vom Wort Gottes? 
  • Geben wir vielleicht vorschnell den Versuch auf, unsere Seelen zu Gott fliegen zu lassen; ich meine: noch bevor wir es versucht haben? 
  • Lassen wir uns einreden, wir seien klein, unfähig, weil schuldbeladen, sündig? 

Also dann: Wie kann sich unsere Seele hier und jetzt aufschwingen in die Gegenwart Gottes?

Die Frage hinter diesen Fragen

Klingt die Rede von der Seele für unsere modernen Ohren nicht zu erhaben, zu überspannt und sowas von idealistisch?
Ist die Rede von der Seele also frommes Gesülze oder ist sie das, worum es in unseren Gottesdiensten eigentlich wirklich und immer, einzig und allein geht?
Wir sind es gewohnt, bescheiden zu bleiben und verwechseln dies nur zu gerne mit Demut, damit bleiben wir klein und weit hinter unseren Möglichkeiten.
Augustinus mahnt uns:
»Es wird dir nicht gesagt: Sei etwas Kleineres als du bist, sondern: Erkenne, wer du bist und werde du selbst!« (Predigt 137,4,4)

Jesus ist gekommen, dass wir Leben haben —— überreich, in Fülle.

Leben zu haben bedeutet, Gott zu besitzen, der das Leben ist.
Mit anderen Worten: Jesus ist gekommen, damit Gott in unserem Leben vollkommen gegenwärtig sein kann.
Was bedeutet es also, auf Gott zu hören, auf den guten Hirten, seinen Sohn?
»Ihr habt es eben gehört, meine Schwestern und Brüder, als das Evangelium verlesen wurde — natürlich, wenn ihr nicht nur das Ohr des Leibes, sondern auch [das Ohr] des Herzens offen hattet.« (Augustinus, 8. Predigt, in: Unteilbar ist die Liebe, S. 12; Sätze wie diese stehen immer wieder in Augustins Predigten...)
Also, was hörten wir? Mit unseren Herzen? Wir hörten: 
Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so schulden auch wir, einander zu lieben. (1 Joh 4)
Papst Johannes Paul II. hat einmal bei einer Generalaudienz mit einem Verweis auf Augustinus die Christen aufgerufen, "Propheten des Friedens und der Liebe" zu sein.
Das bedeutet doch wohl dies: Wenn wir auf Gott hören, dann lieben wir einander, dann erkennen wir Gott. Wenn wir einander lieben, ist Gott da. Und dann sehen es auch die, die nicht glauben oder nicht mehr in die Kirche gehen. Wer nicht liebt, hört nicht und erkennt nicht — und wird auch nicht erkannt. Dessen Seele fliegt dann auch nicht.
Aber — werdet ihr fragen:
Was heißt das überhaupt, die Seele fliegen zu lassen?
Wer von euch einmal verliebt war oder einen Menschen liebt, hat eine Ahnung davon, was es heißt, dass die Seele fliegt. Und dieses Empfinden — überreich — das ist Gottes Nähe.
Glaubt ihr, dass Gott euch liebt?
(Ihr schweigt?)

Ich muss vielleicht noch mal anders anfangen:
George Lucas, der Macher der "Star Wars" Filme sagte einmal:
Ob gut oder schlecht, der Einfluss der Kirche wurde aufgelöst. Film und Fernsehen geben uns vor, wie wir unser Leben führen sollen."
Wisst ihr was, ich glaube er hat recht. Wer außer den wenigen in den Gemeinden, wer hört noch auf das, was die Kirche sagt? Und hören wir richtig, also mit dem Herzen?
Und gleichzeitig: ich entdecke immer wieder die feinen Spuren des Evangeliums im Kino, wie Gott auch dort zu Menschen spricht. Was wäre das auch für eine Frohe Botschaft, die nicht alle möglichen, neuen, phantasievollen und ja, selbst solche Wege gehen würde, die für uns ungewohnt und befremdlich sind? Will sie doch auch von jenen empfangen werden, die Gott nicht mehr in der Kirche hören wollen. Das bedeutet es zumindest für mich, wenn ich höre, dass mein guter Hirte noch andere Schafe hat, die nicht aus dieser Herde sind. Auch die muss er führen, dass sie seine Stimme hören.

Hallelujah

Eine Ahnung, was das Fliegen meiner Seele anbelangt, habe ich im Kino bekommen, als ich die Neuverfilmung von "Ladykillers" der Brüder Coen sah. Einige Szenen spielen im Gottesdienst einer von Afroamerikanern besuchten Freikirche. 
"Hallellujah", schreit der Prediger (was auf Deutsch ja: "Lobt Gott" bedeutet) und er ruft der Gemeinde zu: 
"Gott liebt euch."
Ja, schreit die Gemeinde begeistert zurück.

Und hier, als ich eben fragte?
Schweigen!

(Wenn wir jetzt im Fernsehen, wären, würde ich euch so lange anfeuern, bis das wirklich gut klappt, so wie die Athleten in Olympia die Hände heben und die Leute klatschen lassen, um selbst angefeuert zu werden. Aber wir sind ja nicht im Fernsehen. Wir feiern Gottesdienst.)

Haben wir etwa Angst?
Jetzt laut zu werden und zu rufen, empfinden wir als peinlich, als blamabel, wie unpassend für solch einen heiligen Ort — und auf keinen Fall tut man sowas nicht im Gottesdienst, und es entspricht nicht unserer Mentalität in ekstatisches Geschrei zu verfallen während der feierlichen Andacht inmitten eines christlichen Gottesdienstes. 
Und außerdem, ja, außerdem sind wir hier nicht im Film.
Wirklich nicht?

Wenn ich die Predigten des Heiligen Augustinus lese, lese ich Mitschriften eines Ereignisses, keinen trockenen Text. In meiner von Filmen genährten Fantasie steht vor ihm eine Gemeinde, die lebt, die auf seine Worte reagiert, die dazwischenruft, Fragen stellt. Eine Gemeinde, die mitfeiert, die mit-denkt. Augustinus rührt ans Herz seiner Zuhörer (davon kann ich nur träumen) und er ist zugleich ziemlich locker. Er predigt zu Menschen: Matrosen, Handwerker, Bauern, einfache Leute, vielleicht einige in der Stadt ansässige Beamte, Gebildete, und da, auf den Ehrenplätzen, ein paar Reisende, Bewunderer des Predigers, die gekommen sind, seine Weisheit zu hören. Sie waren sicher enttäuscht, denn der hochgebildete Augustinus war sich nicht zu schade für derbe, gewöhnliche und sogar ordinäre Ausdrücke ("Vulgarismen"). Augustinus predigt vor seiner Gemeinde und fragt:
Warum aber, wenn die Liebe erwähnt wird, springt ihr auf, applaudiert und stimmt zu?
und an anderer Stelle:
Die Liebe wird erwähnt und ihr brecht in Beifall aus.
Also, da ging es anders zu als bei uns, doch eher wie im Film, oder?
Ich liege sicher falsch mit der Annahme, dass euer Schweigen von vorhin bedeutet, dass euch diese Liebe Gottes nicht die Bohne interessiert. Wir müssen ja auch nicht laut schreien. Ein wenig Begeisterung und ein frohes Lächeln wären aber schon mal ein guter Anfang. Das würde zeigen, dass in unseren Gottesdiensten Herzen berührt werden und Seelen anfangen, Flugversuche zu unternehmen.
Dann und wann hab ich das auch schon mal erlebt.

Gott sehen

Natürlich darf's nicht beim Lächeln bleiben, es gehört noch ein wenig mehr zur gelebten Liebe, davon wisst ihr vielleicht mehr und anderes als ich. Wenn wir aber einander lieben, erzählen wir uns gegenseitig davon, und Gott, so sagt uns die Schrift, bleibt eins mit uns — und wir sehen Gott.
Augustinus sagt:
»Du kannst mir sagen: Ich habe Gott nicht gesehen! Kannst du mir etwa auch sagen: Ich habe den Menschen nicht gesehen? Liebe [die Schwester und] den Bruder! Denn wenn du [die, welche] du siehst, liebst, wirst du zugleich auch Gott schauen; denn du wirst die Liebe selbst schauen, und in ihr wohnt Gott.« (Augustinus: Predigten zum 1. Johannesbrief 5,7)
Wir könnten Gott schauen und hören, nicht nur im Gottesdienst, im "Wort Gottes" aus der Bibel, das wir vorlesen, in unseren Mitmenschen. Wir könnten Gott in unseren Seelen hören, in den Zeichen, die uns das Leben selbst schenkt, das ja von Gott ist. Zeichen, die im Kino, in der Werbung, im Alltag und in Mitmenschen zu uns sprechen.
In der Allgegenwart der Werbung zum Beispiel, kann ich, statt mich zum Konsum verführen zu lassen, in ihr das leise Wort Gottes hören und meine Seele zur Anschauung Gottes fliegen lassen.
Ich fand einmal einen Bierdeckel, darauf steht: 
Hacker-Pschorr, Himmel der Bayern.
Wenn diese Bayern bei jedem Bier statt an den bloßen Genuss auch an den Himmel denken würden, wenn sie in der Liebe zum Bier eine Spur der Liebe Gottes entdecken würden, könnte das nicht ein Flügelschlag ihrer Seele sein?
Und wenn ja, dann hoffe ich, dass auch unsere Seelen beim Bier und bei all den anderen Genüssen einen kleinen Vorgeschmack auf den Himmel bekommen.
Augustinus spricht noch viele andere Worte, Worte aus einer anderen Zeit, in einer manchmal seltsamen Sprache, über die Liebe, über Gott, über die Freundschaft, den Besitz und viele andere Themen.
Gedanken, die ich (vielleicht) noch ein anderes Mal hier äußere.
Viele seiner Worte gehen mir nahe, sie erlauben mir einen Höhenflug meiner Seele, besonders aber dieses letzte, das ich euch mitgeben möchte auf euren Weg aus diesem Gebäude, in einen Festtag und in euer Leben im Alltag. Es gilt uns allen und es erlaubt uns eine von Gott gewollte Größe, die niemanden von uns vergisst und klein belässt, weil die Liebe Gottes zu uns nicht allein sein will; Augustinus sagt:
»Jeder ist so, wie seine Liebe ist. Liebst du die Erde? Dann wirst du Erde sein. Liebst du Gott? — Was soll ich sagen? — Du wirst Gott sein. Aus mir selbst wage ich nicht, dies zu sagen, doch die Schrift sagt es.« (Predigten zum 1. Johannesbrief 2,14)

Donnerstag, 3. April 2014

Maria und Josef betrachten es froh ...

Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh. Maria und Josef betrachten es froh, die redlichen Hirten knien betend davor, hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor. (Weihnachtslied, "Ihr Kinderlein kommet...")

Ja, wie. Ist denn heut schon Weihnachten? 

Nein, es war ein Seminar im August, an Maria Himmelfahrt (15.8.), es war Mariä Empfängnis (8.12), es war am 25.3. die Verkündigung an Maria, das ist auch eine an Josef gewesen. Und es war Josefstag. Am 19.3. 

Es gab ein Seminar über Josef. Im Chiemgau, eigentlich in Seeon-Roitham.
Nach dem Seminar hören wir von einer Teilnehmerin: „Das wäre auch was für meinen Mann gewesen.“ 
Na bitte, bring ihn beim nächsten Mal mit. 
Das war beim Seminar zu Maria noch verständlich, dass nur Frauen da sind. 
Doch beim Josef? Tun wir Männer uns schwer mit dem blassen alten Mann, zu dem sie Josef gemacht haben? Genauso blass wie Gott selbst? Wie so oft also, nur Frauen außer uns. Da sitzen wir nun, in Roitham, zum Seminar, Heinz und ich. Und die Frauen.
Wir fragen nach und hören. 

Erste Assoziationen zu Josef:

Alle Achtung, der nimmt ein fremdes Kind an.
das ist ein Träumer
ein Ausländer, aus Galiläa, dem Norden Israels
Männerrolle: ein pragmatischer, fürsorglicher Ernährender
der Mann im Hintergrund des Geschehens
Ein Handwerker, Zimmermann
(hebr.) yōsēf = er fügt hinzu

Namenstag am 19. März, Josef von Nazaret, ein Bauernfest
Namenstag am 1. Mai, Josef der Arbeiter.

Na, das war nur einer, dieser Josef von Nazaret, der Arbeiter. Auch wenn er zweimal von der Volksfrömmigkeit gefeiert wird, ändert es nichts daran, dass er theologisch und biblisch eine Art Null-Nummer ist. 

Josef wird fast wegdiskriminiert. 

Josef durfte nicht mal der Vater des Gottesknaben sein und bleiben. In seinen kurzen Auftritten in den Evangelien steht so viel wie nichts, außer dem Träumen und dem Gehorchen. Schlimm genug, dass einer den Träumen gehorcht und nicht dem Gesetz. Josefs Pflicht als frommer Jude wäre es gewesen, diese Maria als Ehebrecherin zur Steinigung freizugeben um das Böse zu eliminieren. (Deuteronomium 22,23-24).
War er nun der Vater von Jesus?
Wahrscheinlich hat das damals zunächst niemand angezweifelt, und das wäre auch völlig normal.
„So ein Weichei, der hätte es dieser Schlampe, dieser Hure zeigen müssen! Verlobt sich mit Josef und bekommt dann das Kind eines anderen. Gesteinigt gehört so eine! Er konnte wohl nicht warten, der Kerl, so ist das bei jungen Leuten, sie sind ja auch schon verlobt. Und dann passiert es halt, dann ist sie schwanger. Immerhin hatte er den Anstand, sie zu heiraten, statt sich davonzustehlen.“
Das mag von außen so ausgesehen haben, oder ...
„Eher rührend. Liebevoll und nett, würde man heute sagen. Anständig, dass er sich um das Kind kümmert. Das arme Kind kann ja nix dafür.“
Josef bricht also das Gesetz, um Gottes Willen. Er wird selbst zum Sünder, folgt dem Gesetz nicht buchstabengetreu sondern dem Geiste nach. Nicht weiter tragisch? Es wurde immerhin eine brutale Machtreligion und eine Weltreligion der Liebe draus. 
Wir machen alles entzwei.
Als ob Josef es geahnt hätte. Sein handelndes Umdeuten hatte Folgen. 
Zum Glück für viele Kinder und Väter, denen die Pfarrer der Jahrhunderte mit Blick auf Josef geraten haben mögen, ein fremdes Kind anzuerkennen und ein gutes Werk zu tun. Kriegswitwen und Waisen haben wir im Laufe der Geschichte auch reichlich produziert.
Dummerweise musste der Bengel eine besondere Bedeutung bekommen, so dass sich auch seine echte, leibliche Mutter, eine ganz normale Frau, im Laufe der Jahrhunderte sich wieder zur biologischen Jungfrau zurückentwickeln musste.

Wer sind die Eltern?

Das NT kennt keine Biographie der Eltern Jesu. Dort finden sich nur theologische Aussagen über Maria. Denn einen irdischen Vater konnte man bei dieser geistgezeugten Göttlichkeit des Herrn überhaupt nicht mehr brauchen. Er hat keine zeugungs- oder geistzeugungsrelevante Bedeutung. Der Himmlische Vater ist wichtiger als der irdische Samenspender.
Oder hatte sie doch einen anderen? Manche sagen es. 
Ja, und wenn? Nachweisen ließe es sich eh nicht mehr. Und es ist doch auch wurscht, oder? Am Heilsgeschehen durch Christus würde sich meiner Meinung nach nichts ändern.

Und die Geschwister?

Mk 3,20f, 3,31-25 nennt „Angehörige“, Mutter und Brüder, zu denen Jesus in deutliche Distanz geht. Natürliche Verwandtschaft ist nicht entscheidend für die Zugehörigkeit zum Reich Gottes, sondern die Erfüllung des göttlichen Willens.
Es ist eine somit Meinungssache,
  • ob hier wirklich von Verwandten Jesu gesprochen wird (hat sie / haben sie noch weitere Kinder gehabt? Ältere? Jüngere?)
  • oder eine allgemeine Aussage getroffen wird (selbst nah Verwandte stehen in der Gefahr, die göttliche Sendung misszuverstehen).
Später, bei Matthäus, fällt diese Begegnung weniger schroff aus. Denn hier wird Maria als „Wissende“ dargestellt. Sie weiß um die heilsgeschichtliche Sendung Jesu und handelt danach. Bei Lukas wird dies „harmonisiert“, d.h. nicht erwähnt.
Mk 6,1-6a: Hier ist er „der Sohn der Maria“ und die Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon werden mit Namen genannt, auch von Schwestern ist die Rede. 
Und ein Beruf: Der Zimmermann. Das soll die bescheidene Herkunft des jetzt als Wundertäter Wirkenden herausstellen. Den Beruf hat er vom Vater! Matthäus 13,55 macht ihn (im Mund von Gegnern Jesu) zum Sohn des Zimmermanns. Also: stolz drauf hat er nicht zu sein, der Knabe. Gehört sich ja auch nicht, als Gottes Sohn sich von einem Handwerker aufziehen zu lassen, wo doch auf den Baustellen so viel geflucht wird, verdammt noch mal. Hätt er nicht doch vielleicht im Königspalast oder von einem Priester ...?
Später war der Josef eh ein alter Mann (der nicht mehr zeugen konnte, womit sich ein ejakulatives Problem erledigt hätte haben sollen) oder er war schon tot, (was anzunehmen sei, weil keiner mehr über ihn reden wollte). Wie praktisch. Totgeschwiegen stört er im Grab am wenigsten. 
Es sei denn ... Ja? Was? Es sei denn er wäre auch da ein "Gesetzesbrecher" und schon vor Jesus auferstanden? Wie? Das wird zu spekulativ? Das ist der übrige Rest des Geschehens auch.

Ahnenforschung

Erst im 2. Jhd. tauchen im Gefolge der „reinen asketischen Vollkommenheit“ Mariens ihre kinderlosen Eltern auf, die im hohen Alter noch ein Kind bekamen, das im Tempel aufwuchs und dem alten, greisen Josef zur Frau gegeben wird, weshalb sie jungfräulich bleibt. (Protoevangelium Jacobi). 
Dass die Ahnenforschung damals schon so ausgeprägt und die Dokumentation so außerordentlich war, ist höchst erstaunlich. Und spekulativ! 
Diese Sicht verbreitet sich in der Ostkirche, ist aber im Westen noch im dritten Jahrhundert bei Tertullian nicht bekannt. 
Bereits das Matthäus-Evangelium kennt die Auffassung der jungfräulichen Geburt und beginnt mit einem theologischen, zahlenmystischen Stammbaum Jesu. Hier tauchen einige sehr faszinierende „heidnische Frauen“ auf: Dirnen, echte, und vielleicht auch eine Lesbe? Das wäre auch mal ein Thema wert. Ob da die Männer gleich mit dazu kämen?
„Jakob zeugte Josef, den Mann Marias, aus der Jesu gezeugt wurde“ ... „noch bevor sie zusammengekommen waren“ (Mt 1,18)
Aber im Kodex Syrosinaiticus steht: 
„Josef, mit dem Maria verlobt war, [also galt sie als seine Frau!], zeugte Jesus“. 
Er zeugte bei gleichzeitiger Bejahung der jungfräulichen Empfängnis.
Eines ist klar: Wenn Jesus nicht von Josef gezeugt wäre, wäre der Abkunft von David absurd! Dann wäre Jesus nicht Davids Sohn, also nicht Messias. Da hätte das Christentum ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Rein spekulativ.
Erst später, wenn man alles wörtlich verstehen muss, ‚erzwingt‘ es die jungfräuliche Empfängnis Jesu bei unverletztem Hymen, denn nun wird dank gnostischem Einfluss der Sexualakt zum Überträger der Erbsünde. Dies ist nicht aus dem Evangelium ableitbar. Das Evangelium ist eine theologische, keine medizinische Schrift. Das hebräische Denken kennt keine Abwertung menschlicher Zeugung.
Also ist noch eins klar: damals hatten die das Problem noch nicht, dass alles so überkatholisch-keusch sein musste, der darf Gottes Sohn sein, auch wenn der Josef der leibliche Papa sein sollte.
„Bei Maria und Josef hat es geschnakelt, und der Bub kam. So ein goldiger Bengel. Aus dem wird sicher mal was ganz Besonderes, wie der den Papa anschaut, als ob da eine ganz enge Verbindung bestehen tät. Und das war, als ob die Engel gesungen hätten bei seiner Geburt. Das ist wirklich ein Geschenk Gottes, so ein Kind, überhaupt, jedes. Und dieses Kind erst Recht, ein Kind Gottes, ein Sohn Gottes. Meinst du nicht auch?“
Vom Glauben her „Ja“.
Heißt Glauben „nicht wissen“, bleibt das spekulativ, nur eine Annahme (Vermutung).
Bedeutet Glauben aber „liebend und vertrauend eine Wahrheit annehmen (empfangen)“ wird etwas gewiss, gewusst. Was auch immer.
Und was haben wir daraus gemacht, mein Gott?

Die Tradition

Ignatius von Antiochien (vermutlich Mitte des 2. Jhd.) setzt sicherheitshalber auch Maria in das Haus Davids. Das ist dann also kein Problem mehr mit der Abstammung.
Er kämpft eigentlich gegen zwei Irrlehren, den „Judaismus“, der in Jesus nur einen Menschen mit natürlicher Geburt sah, und den „Doketismus“, der das wahre Menschsein Jesu bestreitet. Das passt ja gar nicht zusammen. Ignatius hält dagegen: Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, ...
„aus Maria sowohl wie aus Gott, ... nach Gottes Heilsplan aus Davids Samen [Samen!] und doch aus heiligem Geiste, ... wirklich aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleische und wirklich geboren aus einer Jungfrau“
 ... und verbindet in einem hermetisch-philosophischen Denkakt die beiden unvereinbar scheinenden Aussagen: 

Der präexistente Logos wird Mensch (Johannes) 

im Schoß der Jungfrau Maria (Lukas, Matthäus).
Logisch, gezeugt von Josef. Aber das übersieht man(n)?
Übrigens: Von jener Stunde an ward es in der theologischen Ehestube leibfeindlich und finster. Jeder weitere Versuch der Erhellung brauchte neue Spekulationen hervor. Das Kopfkino, nein, das Bild ist anachronistisch, das „Kopf-Theater“ um die Jungfrauenschaft wird zum besonderen Moment der katholischen Theologie. Damit einher ging die Abwertung des Körperlichen, des Sexuellen, auch in der Ehe. Die jungfräuliche Empfängnis gilt dann ab Ende des 2. Jhd. als ein Stück apostolischer Überlieferung. Die Evangelien sind kanonisiert, das alttestamentliche Zeugnis gilt als Tradition, die Glaubensformel im Credo, „vom Heiligen Geist“ – und! – „aus der Jungfrau Maria“ ist allgemein bekannt.
Ziel der Menschwerdung Gottes ist die Vergöttlichung der Menschen als Kinder Gottes. Die jungfräuliche Empfängnis hat heilsgeschichtliche Bedeutung von der Schöpfung her: Christus „heilt“,  „repariert“, „erneuert“ die paradiesische Gemeinschaft Mensch-Gott. Der Papa wird’s schon richten. Im Gericht, dann. 
Jesus ist der neue Mann, Mensch, Adam (auch der erste Adam im Paradies ist aus Gott geschaffen) und die Gleichstellung Eva/Maria ist nun ebenfalls verbreitet. Bei den Kirchenvätern überträgt sich diese Typologie übrigens auf jede Frau, die am Heil mitwirkt: Die Frauen am Grab, Maria Magdalena, ... (Anwesende undLesende!) Es geht also nicht um Maria, sondern um die Heilsbedeutung des weiblichen Geschlechts.

Und wo bleiben die Männer?

Es gibt noch keine Marienkirchen, kein Marienfest, keine liturgische Anrufung Marias im Gottesdienst. Maria dient nur als Vorbild für die asketisch christologische Frömmigkeit des 4. Jahrhunderts. Auch in der Ostkirche gilt: „sie kann nachdem der Heilige Geist über sie gekommen war unmöglich Lagergenossin eines Mannes geworden sein“. 
Unmöglich?
Das ist ja was Gutes, ein Vorbild. 
Aber kein anderer Mann, weil es „unmöglich“ als Nach-Bild, der Mann der Frau nach-stellend, in Stellungen vorstell-bar sein darf?
Die ab den folgenden Jahrhunderten einsetzende „Postulatstheologie“ hat keinen Bezug mehr zur Schrift. Das ist jetzt wirklich reines Kopftheater. Ich nehme an, also ist es. In beiderlei Bedeutungen von „vermuten“ und „empfangen“ (siehe oben).
Ambrosius von Mailand macht die Sündlosigkeit Jesu von der jungfräulichen Empfängnis abhängig, sein Schüler Augustinus mischt die Erbsündenlehre hinzu und gibt ihr somit dogmatisches Gewicht der ‚Notwendigkeit‘. 
Im Laterankonzil (649) wird schließlich als Kirchenlehre festgelegt: die Jungfrauschaft Mariens vor, in und nach der Geburt. Basta! 
Die haben vielleicht nachträglich nachgeprüft, also: lange bevor sie in den Himmel auffuhr? Das war auch bei anderen Frauen damals üblich. Das Nachprüfen, meine ich. Das Himmelfahren steht nämlich noch aus.

Karriere: Himmelskönigin

Maria werden in der Liturgie (d.h. in Liedern und Hymnen, aus der Imagination und Poesie heraus, aber auch in Predigten) Kräfte zugesprochen, die streng genommen, allein Gott zugehören: Sie besiegt den Teufel, löscht die Flammen der Leidenschaft, wendet den Zorn Gottes ab, öffnet das Paradies und bringt gar die Erlösung – weil sie theotokos, Gottesgebärerin, ja, die Mutter des Schöpfers ist und – weil Gott ihr als der Himmelskönigin daher (!) gehorchen muss.
Das Kopftheater reproduziert die mittelalterliche Welt zurück in die Zeit Jesu. Das zornige Gottesbild des Mittelalters wird not-wendend mit weiblicher Milde und femininer Stärke, barmherzige und verzeihende Güte ergänzt und ihm wird in Maria ein neues Gesicht gegeben. Kommt das davon, dass die Fantasie mit einem durchgeht?
Dem biblischen Ursprungszeugnis ist diese Gedankenwelt fremd. 
„Nicht Mann und Frau, sondern eins in Christus“ (Gal 3,28).

... und wo bleibt Josef?

Der fromme Mann wird nun zum Adoptivvater des Knaben Jesus. Dabei legt ihn das Evangelium auf die väterliche Erbfolge zu David hin fest.
Er zieht seine Hosen aus (vgl. Sterzinger Multscheraltar), damit das arme Kind wenigstens nicht friert. Ein feiner Kerl. Er kocht, macht Feuer und steht im Hintergrund der Krippe als Statist, den man nicht weglassen kann. Einer muss ja den Esel führen, auf dem Maria dann später zur Flucht nach Ägypten sitzt. Der Bengel ist zu klein, als dass Maria den alleine nach Ägypten hätte bringen können. Der abwesende Mann ist nicht ganz durchsetzbar. Was sollen denn auch die Leute sagen? Und wie sollten wir Familie begründen, wenn da kein Mann ist. Nee. Die Ikonographie der Jahrhunderte spricht (wenige) Bände über Josef. Das mag zwar rechtlich in Ordnung sein, besonders im Mittelalter, wo der Mantel um den Bengel gelegt wird, so ummantelt und beschützt ist der Kleine ein Adoptivsohn Josefs, des Nachkommens Davids.
Dumm nur, dass das Judentum eine solche Regelung nicht kennt. Das einzige, was man dort kennt, um fremde Kinder als Erben anzuerkennen, ist die Leviratsehe: die Frau nehmen, wenn der Bruder verstorben war. Da halten es die Juden sehr klar. Und dem Josef nimmt man sein Adoptivsöhnchen [beweistechnisch] wieder weg während man es ihm [spekulativ] zu geben versucht. Nicht mal den Mantel darf der arme Mann behalten. Den nimmt Maria und breitet ihn aus, sie bedeckt gleich die ganze Christenheit damit. Immerhin sind wir damit adoptiert, falls wir nicht leiblich Kinder Gottes sein sollten. 
Wir wissen das nicht so genau.
Wenn Josef also bereits ein Gesetzesbrecher war, der seine sündig gewordene, doch wirksam heilvoll umgedeutete Frau nicht verstoßen hatte, hatte der kleine Jesus ein interessantes Vorbild – und ein Vaterbild obendrein. 
Die abtrünnige jüdische Glaubensbewegung, die Jesus ins Leben rief, musste konsequent zu einem Bruch mit der jüdischen Königs- und Väterlinie führen: Der Sabbat wird nicht gehalten, Kranke werden geheilt, Theologen und Kleriker lächerlich gemacht, Banker aus dem Heiligsten vertrieben, Finanzbeamte und Steuereintreiber, Sünder und Unreine und Frauen zu Tisch gebeten und angefasst, dem Tempel wird der Abriss angedroht (was ein historisch bedeutsames Todesurteil zur Folge hat), die Beschneidung und alles andere vom mosaischen Gesetz fiel dann später auch noch weg.
Mit dem Josef hat die christlich-theologische Lesart der Bibel auch gleich alles jüdische wegspiritualisiert, das buchstäbliche Lesen wurde durch allegorische, „spirituelle“ geistgezeugte Lesedeutung ersetzt. Expatriierung generalis. Und wozu?
Zum Glück ist Maria inzwischen die Himmelskönigin, der sogar „Papa Gott“ gehorchen muss, möchte man süffisant bemerken. 
Vielleicht bringt die Frau wieder alles in Ordnung? 
Der Glaube an die (leibliche) Aufnahme Marias in den Himmel hat ihrer Rolle als Fürsprecherin eine neue Basis verliehen. Weit jenseits der Schrift, völlig spirituell, nur noch in der Tradition des Volkes Gottes, also aller Menschen, die glauben. Dumme Sache, was unter dem Mantel der Christenheit so passiert. Dies und jenes. Schlimmes und Gutes. Zweifach. Es ist halt ein Kreuz, mit uns.
Der sensus fidelium, der Verstand der Gläubigen kann nicht irren. Da die Kirche (Communio Sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen) unter der Leitung des göttlichen Geistes steht (der einen Irrtum nicht zulässt) und im Laufe der Zeit immer tiefer in die geoffenbarte Wahrheit eindringt (?) und ab einem gewissen Zeitpunkt einhellig eine bestimmte Meinung über die Wahrheit hat, muss das, was die Kirche der Gegenwart als Glaubenswahrheit in Übereinstimmung lehrt, (wenn auch nicht explizit) bereits in der ursprünglichen Offenbarung enthalten sein. Logisch, oder?

Und wir?

Die meisten Menschen werden von Männern gezeugt, einige vom Geist, alle von beiden. Alle Menschen stehen von Anfang an unter dem Gnadenangebot Gottes. Berufen, diese Welt zu erlösen und zu heiligen. Es ist keine menschliche Existenz denkbar, die nicht von Gott getragen und angerührt ist. Jede einzelne. Auch Deine! 
Von Gott geliebt, berufen zu was einzigartigem: zu Dir selbst. 
Bist Du Dir Deiner Heiligkeit heute schon bewusst geworden?
Mit anderen Worten: 
Jeder von uns zeugt und empfängt, bringt Gott zur Welt, ist rein und heilig von Anbeginn und immerdar (alltäglich und alltagstauglich) und wird lebend in den Himmel aufgenommen (der ganze Mensch ist schon jetzt und dann auch noch bei Gott).

Papa Josef und Mama Maria

Vielleicht war er es ja doch, leiblich, der Erzeuger. Josef, der Papa von Jesus? Ein junger, knackiger, muskelprotziger Hitzkopf, rührend, sensibel und offen für Träume. Ein Traum-Mann. Ein Freigeist und Freidenker, einer, der seinen Geist für Gott offenhielt und das Gesetz gut kannte. 
Und diese Frau, die hieß Maria und, ja, also, als die da an der Zisterne saß, da wusste er, die ist es. Und sie lächelte zurück. Und sie verlobten sich, und ...
„Wie? Du bist schwanger? Von mir aber nicht. Das ist... Was? Ein Wort wars? Nicht ein Same? Nicht ich! Oh! Man hat uns heimlich knutschen sehen? Aber Maria, nun denkt doch jeder, wir hätte noch mehr gemacht. Haben wir denn vielleicht gar, war ich so hin und weg von Dir, du Schönste, dass ich mich und uns und es vergessen hab? Ach, das Wort geschah Dir, während ...? Ich glaub, ich träume. Moment, ich hab da eine Idee. Okay, machen wir’s so: was du im Fleisch austrägst, trag ich im Geiste aus. Das wird ein Junge, ich bringe ihm alles bei, was er im Leben braucht. Amen!“
Und sie lebten glücklich, bis sie den Knaben zum Tempel brachten.
War es so? Und wenn nicht, dann halt anders? Und wenn doch? Ja, und? Es wäre viel einfacher, vielleicht sogar glaubwürdiger, vielleicht sogar noch viel spiritueller, wenn auch mindestens genauso spekulativ wie alles andere.

Es ist so unerschöpflich, das Mensch-Sein. Immer wenn ich denke, ich weiß viel, entdecke ich etwas völlig Neues. Das Leben bietet mir eine Unzahl von Geschenken. Und es ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Neuem, sondern eine Vertiefung, ein Leben, ein Atmen, ein Herzschlag mehr, ein Träumen, ein Erahnen. Und das ist echt! Glaube ich wenigstens ...


Quellen: 

Josef Imbach: Marias Panzerhemd und Josefs Hosen. Patmos, Ostfildern, 2011 

Albrecht Koschorke: Die heilige Familie und ihre Folgen, Fischer, Frankfurt, 2000 
Patrick Roth: Sunrise, das Buch Josef, 2012)

Samstag, 14. Dezember 2013

Ikonen


(ursprünglich auf www.thomas-koerbel.de, September 2012, hier ergänzt)


Ikonen (1): East of Eden

Sind das unsere neuen Ikonen?

Heiliges Model: Freddie Abrahams

"East of Eden"
featuring Freddie Abrahams
shot by Rxandy Capinpin for Philippine magazine Status.
(morphoman.blogspot.de


Ich bin immer etwas verwirrt, wenn ich solche Bilder sehe. Warum? Man hat mich gelehrt, religiöse Bilder zu betrachten, zu deuten. Dies sind nicht Bilder des Gekreuzigten und Auferstandenen, denn es fehlen die Wundmale. Es kann auch nicht ein x-beliebiger Heiliger sein, außer dem Model selbst. Solche Bilder zu sehen, erfreut mein religiös gestimmtes Herz. Doch was ich sehe, entzieht sich dem Verstand, wie der Glaube zwar vernunftgemäß sein will, doch letztlich selbst sich dem Begriff entzieht, sich aus Formen schält und weht, wo er will.


Ikonen (2): Glaube


Fortsetzung, 1.5.2013



Faith–It’s a story that blends religious faith with fashion 


Schon wieder ein Kreuzträger in den Modeblättern. Wahrscheinlich missionieren die für Marke und Glaube zugleich, bringen Welt und Religion auf eine Weise zusammen, die in der Kirche nicht mehr zu gelingen scheint. 
Vielleicht sollten wir in der Academia Aurata mal ein Seminar zur Kreuzsymbolik und dem Jesusbild in der Werbung machen. Ich weiß jedoch noch nicht, was es an philosophischen Erkenntnissen oder an spiritueller Bereicherung bringen könnte. Sowas weckt in mir nur Fragen über Fragen. 


Ikonen (3): Gute Männer

 

Ob es nur mein Focus ist, der immer wieder solche Bilder findet, nahezu zufällig? Oder ob es nur ein besonderer Augenmerk ist, den der Theologe in mir auf jene Dinge richtet, die seinem Seelenheil zuträglich sind? Es gibt da mittlerweile eine größere Sammlung auf meinem Computer. Ich werde ab und zu eines davon hier zeigen.
(Wer es nicht abwarten kann, findet hier bei Pinterest schon mal eine andere Sammlung zum Schnuppern!)

Ein paar gute Männer also, so der Titel dieser Heiligenbildchen. 
Alle Heiligen Gottes, hier habt ihr zwei neue Kollegen. Was zeichnet sie aus, in Euren erlauchten Kreis aufgenommen zu werden? Mal abgesehen von der Optik. Was haben Sie getan? Haben Sie ihr Leben für ihre Überzeugung gelassen? Haben Sie besonders gute Taten, wahre Werke der Liebe, Wunder gar vollbracht? Sehen sie einfach nur gut aus? Andächtig betrachten und die Seele erheben im Gebet kann man allemal, immer, auch ohne solche Bilder. Mit geht es vielleicht einfacher. Was meint Ihr?