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Mittwoch, 16. April 2014

Ostern

Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte?

Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte? Warum hören wir, was wir schon wussten und warum gehen wir zurück zum Anfang?
Diese Nacht ist so anders, weil Gott mich daran erinnern will, dass ich als ein einmaliger Mensch geschaffen wurde, als Mann und als Frau. Ich soll nochmals und wieder und immer wieder hören und lesen, was unerhört ist, was ich schon wusste, soll es neu zu hören, weil Gott mich kennt und weiß, dass ich dazu neige, zu vergessen, was ich bin:
Ein einmaliger Mensch.
Mit meinen Fähigkeiten kann ich vor Gott stehen, mit meiner Lebensgeschichte, mit traurigen Erlebnissen, mit Krankheit, Tod und Verlust, mit vielen Erfahrungen, die mich geprägt haben — manche mehr, als mir lieb sind.
Auch mit meinen freudigen Augenblicken stehe ich vor meinem Gott, mit meinen Gedanken, Sehnsüchten, mit den Hoffnungen, aus denen ich meine Träume und Visionen schöpfe, und mit dem Willen, meine Zukunft auf diesem Planeten zu gestalten.
Und ich soll es nicht nur nochmals hören — ich will es auch hören, was ich schon längst weiß, weil Gott mir Freiheit schenkt in seiner genialen Schöpfungs-Ordnung.
Denn es ist — gottlob — nicht mein Schicksal, wie die Sterne über Raum und Zeit hinweg zu leuchten, nicht wie die Seetiere bin ich verdonnert, im Meer zu wimmeln; bin nicht wie die Kriechtiere auf dem Erdboden: aufrecht darf ich sein und gehen.
Gott richtet, richtet es, mich richtet Gott auf.
Ich darf selbst meinen Ort suchen und gestalten, kann wählen, wo ich mich engagiere und kann auch von dort wieder weggehen an einen neuen Ort — oder auch einmal ganz weg aus diesem Leben.
Denn manchmal ist meine Energie zu Ende, da wünschte ich mir, es gäbe ein Ort, an dem mein ruheloses Herz Ruhe findet, da wünschte ich mir eine Heimat und Geborgenheit, eine Problemlosigkeit, die es auf dieser Erde nicht gibt, da möchte ich mit jemandem zusammen sein, bei dem ich einfach so sein darf, wie ich bin.
Dann möchte ich, dass die Schöpfung ihren Atem anhält — für einen Moment, Karsamstag, nur eine kleine Atempause bitte.
Und schon geht es weiter, unerwartet und plötzlich geht es immer weiter und weiter, und es wird Abend und es wird Morgen und es wird und wird und wird — und ich?
Bin ich schon ganz fertig? Schon fix und fertig? Also vollendet? Fix und fertig bin ich oft, erschöpft, aber kaum fertig und zu Ende geschöpft, geschaffen, vollendet.
Vielleicht fange ich heute mal wieder ganz neu an.
Ein Wunsch, den ich mir erfülle,
  • eine Hoffnung, die ich laut denke,
  • ein kleines Licht,
  • ein neuer Atemzug
und siehe: es ist sehr gut: Ich bin ein Mensch — und ich werde...

Schöpfung — Gen 1,1-2.2

Sie ist so mehrstimmig in ihrer Einzigartigkeit, diese Nacht, sie ist so anders, weil sie nicht nur gibt und schenkt, sondern weil sie auch fordert.
Gott schenkt mir, und verlangt zugleich, was mir in dieser Nacht zugesprochen wird.
Und diese Nacht will ich es nochmals hören, das Oftgehörte Unerhörte Ungehörige.
Diese Nacht hat es in sich, das Geheimnis.
Diese Nacht geht mit mir das Risiko ein, dass ich sie missverstehe, wie alle Geheimnisse.
Vielleicht werde ich dazu neigen, Dinge, die mir lieb und teuer sind, etwas schnell und bereitwillig aufzugeben. Vielleicht werde ich als Willen Gottes deuten, weil ich etwas höre, was Gott mir gar nicht sagt. Das Risiko des Irrtums bleibt mir in dieser so anderen Nacht, weil ich ein Mensch bin, in dieser Welt — und es gehört zu meiner Freiheit, die ganze Geschichte falsch zu verstehen — leider Gottes.
Aber wenn ich mich traue, einmal gegen meine bisherigen Überzeugungen zu handeln, wenn ich mein mir Liebstes einmal aufzugeben bereit bin, kann es geschehen, dass sich zum Segen wendet, was als Schrecken begann.
Und wenn ich aufschaue, wenn ich auf euch schaue, dann sehe ich, dass Gott anders will und anders ist, nicht nur diese Nacht, und das will ich jetzt noch einmal hören: dass Gott sich mir in seiner ganzen Unbegreiflichkeit vor Augen stellt und mir sogar in den Ohren dröhnt.

Opferung des Isaak — Gen 22,1-18

Diese Nacht ist so anders, weil mich erinnert, dass ich ein Gefangener bin, Sklave in fremdem Land. Oft genug meines eigenes Lebens, meiner Gedanken Gefangener,im Kopfkino verirrter. Vorgegebenes als auch Selbstgewähltes bestimmen mein Leben. Mein Selbstverständnis beschränkt mich wie meine Rolle am Arbeitsplatz: Sklave des Zwanges, Geld verdienen zu müssen. Knecht auch der Familie, waschen, putzen, spülen, stopfen, mein Leben in meinen alltäglichen und nichtalltäglichen Aufgaben.
An meinen Grenzen ecke ich an und hole mir blaue Flecken — und ich falle und stehe wieder auf. Mein Tagesablauf, meine Notwendigkeiten — es ist vieles geregelt.
Das ist sehr gut, doch möchte ich manchmal vor mir davon laufen.
Gott erinnert mich in dieser Nacht, dass ich aufbrechen kann.
Nicht alles ist auf ewig zementiert, was mich im Moment nicht atmen lässt.
Gott erinnert mich, dass die Entscheidung zum Aufbruch bei mir liegt; es gibt keine unüberwindlichen Hindernisse. Ich muss kein anderer sein als der, der ich bin, aber es fordert Bewegung, genau dieser auch wirklich zu sein.
Und manchmal dauert es lange, lange, bis ich endlich aufbreche und kaum auf dem Weg, bekomme ich Angst vor meinem eigenen Wagemut.
Bisweilen muss ich aber zu meinem eigenen Heil manches zurücklassen, wenn nicht gar alles. Manchmal muss ich sagen: So nicht mehr und das ist vorbei. Mit mir nicht!
Das ist der Preis meiner Freiheit, er ist oft hoch, aber ihn nicht zu zahlen, wäre ein Verrat an mir selbst. Und so sage ich, mit Freude und Trauer zugleich, will es sagen: "Nach mir die Flut" — auch, wenn ein Ägypter das sicherlich anders sehen würde.

Exodus — Ex 14,15-15,1

Diese Nacht führt mich in die merkwürdige Beziehung Gottes zu den Menschen ein, ja, zu mir.
  • Eine Liebe, die mir un-verständlich ist, so wie meine Liebe unerhört ist/bleibt ... Mein Verstand fasst sie nicht.
  • Eine Liebe, so unglaubwürdig, unerhört, ungehörig, unmoralisch, weil ich sie so sehr anders erfahre als ich sie gerne hätte.
  • Eine Liebe, so groß, dass sie außerhalb meiner Erfahrung ruht, weil kein Mensch auf diese Weise mich je geliebt hat.
Daher fürchte ich mich vor dieser schwer nachvollziehbaren Treue Gottes zu mir.
Aber auch weil ich so wechselhaft in meinen sturmgepeitschten Gefühlen bin.
In dieser Liebes-Nacht erinnert Gott mich als geprüftes Gegenüber; und nach meiner Empörung über diese merkwürdige Erziehung von sich annäherndem Entziehen und von neuem verlassenen Nahekommen, spüre ich, fern von Bedrängnis:
Ich muss mich nicht mehr fürchten.
Staunend sehe ich: ein Trost steigt auf aus meiner Klage, Flut schwemmte nicht alles weg, nicht alles ist gescheitert, dort am Kreuz — und ich, wo stehe ich?
So langsam verspüre ich wieder einen festen Boden unter den Füßen.

Jerusalem — Jes 54,5-14

Diese Nacht ist so anders, Gottes Nacht ist sie und Gottes Vergeltung bedeutet, dass andere Maßstäbe gelten als bei mir. Gott ruft nicht nur mich, auch andere Menschen, dies ist die Andere Nacht, die selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, Gott und Menschen verbindet. Nicht alleine bleibe ich in meiner Nacht-Klage.
Gemeinschaft ruft mich.
Aber kein Herrschen über, kein Dienen unter mir.
Geld, Ansehen, Position, Studium und Bildung, Geschlecht, Lebensform, Privilegien  — unsere Unterscheidungen kennt Gott nur zu gut, sie sind nicht mehr brauchbar.
Gott ruft, und ich darf, frei und mutig, Gott Gott sein lassen, darf mich an Menschen binden: Mich erhört und erinnert ein Gott mit Gedanken, die nicht meine Gedanken sind und erinnert ein Gott mit Wegen, die nicht meine Wege sind.
Und mir an manchen Begriffen die Zähne ausbeißend, entdecke ich doch im Wort Gottes einen Geschmack, der vorher nicht da war; überschmeckt war.
Denn nun, da ich Unerhörtes höre, lebe ich.
Mein Durst wird gestillt, und schaut: auch mein Hunger findet Nahrung an Gottes Tisch.

"Auf Ihr Durstigen, kommt" — Jes 55,1-11

Diese Nacht ist so anders als alle anderen Nächte, sie öffnet mir Augen und es wird mir immer heller, neues Leben regt sich.
Es will heraus. Das Innere.
Mir ist, als ob ich schwanger wäre.
Direkt vor mir, genau da, eine Tür, eine Öffnung, die mich aus einem dunklen Grab, dem schlafend ruhenden Leib hinaus, in eine zauberhafte, helle Landschaft führt. "Du Gott des Lichts auf dessen Reich der helle Schein der Sonne weist." (Hymnus zur Sext)
Gerade eben neu gemacht, so sieht sie aus.
Als Nicht-Abgenutzte, Nicht-Verschlissene, erkenne ich sie kaum wieder, da ich den Raum dahinter noch nie betrat.
Kein blinder Gehorsam zwingt mich, zu gehen.
Ein sehendes, freies Einverständnis drängt mich, den Schritt zu wagen.
Ein Rufen!
Zitternd sag ich mein "Hier bin ich".
Weisheit und Einsicht, von Gott gelehrt, von mir so lange nicht gewollt, schwer erkannt, unter Schmerzen geboren. Und habe kein Wort, kein Gefühl, kein Bild zu zeigen als mich selbst.
Das ist die Kraft meiner Nacht, die mich gefunden hat, die mir eine Tür in einen neuen Morgen öffnet.
Ich weiß nicht, soll ich durch diese Tür gehen?
Ich möchte so gerne, doch was ist mit euch?
Geht ihr mit?
Lasst bitte, zurückbleibend, mich nicht alleine gehen, sonst will ich auch bleiben — hier im Dunkel — mit euch.

Lerne, wo Lebensglück ist — Bar 3,9-15 und 32-4,4

Diese Nacht, so anders!
Gott, erinnert mich, erhört mich. Gott ist ein leidenschaftlicher und lebendiger Gott, ist sinnlich, spielerisch, mal zärtlich und mal wild. So nimmt er mich, lässt sich immer wieder neu auf mich ein.
Da, ein Schlag dringt nach Außen. Ein Herz-Schlag. Ein Stein bricht auf, wo mein Herz war — und da schlägt es wieder und wieder und wieder mit ruhigem Puls.
Gott macht lebendig, wieder lebendig.
Fleisch und Blut, und es heilt jetzt leise unter uns. Erstarrt war, lebendig wird — spürt ihrs? Es glüht, wird wärmer, heller, lichter, klarer.
Wo ich gescheitert bin, kommt neu das Leben in Fülle, reinigendes Wasser, neue Gedanken in neuem Geist. Und aus der Nacht, die über mich kam, aus der Dunkelheit, von der die Nacht stammt, in der ich lebe, wird Kraft, große Kraft:
Gott, ich glaube dir diese Nacht.
Und ich höre, hört ihrs nicht? Da lebt was. Da wacht etwas auf vom Tode.

Die Verheißung eines neuen Lebens — Ez 36,16-17a.18-28

Christus ist auferstanden!

Es folgen die neutestamentliche Lesung und das Evangelium
Röm 6,3-11


Evangelium Mt 28,1-10

http://jobo72.wordpress.com/2014/04/17/millionen-christen-durfen-nicht-feiern/

Wir dürfen feiern! Christus ist auferstanden!

Karfreitag

Die Karfreitagsliturgie ist wohl die älteste und ursprünglichste Form eines christlichen Gottesdienstes, es ist mit dem Abendmahl und der Auferstehungsfeier der wichtigste Gottesdienst der Christenheit — und zugleich der befremdlichste.
Er sollte es sein. Ist es oft nicht. Sie halten es nicht aus. 

Du hältst es nicht aus.

Kein Blumenschmuck, kein Trauergesang, keine Kerzen. Kein Tanz!
Das Kreuz als trostloses Zeichen alleine, wirft uns auf uns selbst zurück.
Es gibt keine Eucharistie, ja, nicht einmal eine Kommunionfeier.
(Das wäre wünschenswert. Aber man hält es nicht aus.)

http://jobo72.wordpress.com/2014/04/17/millionen-christen-durfen-nicht-feiern/

Wir dürfen feiern! Wir wollen nur nicht mehr, oder?

Nichts, womit wir normalerweise Zeichen von Gottes Nähe zu uns Menschen erleben, kann uns über die Tatsache hinwegtrösten, dass Jesus stirbt —  

jetzt, am Kreuz

— und weil der, den wir für den Sohn Gottes hielten, am Kreuze hängt und stirbt werden wir heute in unserer Erinnerung, in unserem Inner-en, Inner-sten mit ihm gekreuzigt und ihm nachsterben.


Jetzt wird mein Elend voll, und namenlos erfüllt es mich. Ich starre wie des Steins Inneres starrt. Hart wie ich bin, weiß ich nur Eins: Du wurdest groß — ...und wurdest groß, um als zu großer Schmerz ganz über meines Herzens Fassung hinauszustehn. Jetzt liegst du quer durch meinen Schooß, jetzt kann ich dich nicht mehr gebären. (Rainer Maria Rilke)
Die Mutter trägt ihr totes Kind. Kein Gott, keine Erlösung greifbar, kein Messias und Heiland mehr, der Deine Not lindert, und Dich Menschlichkeit lehrt. Der Tod hat ihn erlöst, und Dich und uns hat er vergessen. Wie sehr Gott in ihm auch in die Welt gekommen sein mag; heute ist er tot; aus den Augen, aus dem Sinn.

Er starb nicht

Er starb nicht, er verreckte am Kreuz, verendete. Wir haben sein Folterinstrument, das Kreuz als Schmuck in unsere Wohnzimmer gehängt und es somit sehr schnell überspielt und verharmlost. Da hängt er, hübsch in Silber und Gold gegossen, oder aus Holz geschnitzt, damit man das viele Blut nicht mehr sieht.

Wie fühlst Du Dich?

Jetzt? Schrei laut auf, rauf Dir die Haare, streu Asche aufs Haupt, zerreiß Deine Kleidung, bedecke die Statuen und Kreuze, verbrenne die Blumen, wirf die bunten Fenster der Kirchen ein und lass keinen Stein eines jeden Gebäudes auf dem anderen.
Welcher Gott, welcher tote Heiland liegt dir quer?
Oder sitzt dir dein Gott im Nacken? Fühlst du dich von ihm überwacht, kontrolliert, beobachtet? Er flüstert dir vielleicht ein, du wärest ein schlechter Mensch, voller Fehler, dass du alles falsch machst. Du meinst, du müsstet es nur besser machen, dann würde Gott dich lieben, dann würdest du auch ein bisschen Glück im Leben haben? Gleichzeitig stehst du da, betrachtest vielleicht alle anderen als etwas Besseres als du selbst es bist; oder bist du verschlagener, argwöhnisch den anderen gegenüber: Sie werden wohl etwas im Schilde führen, sie sind hinterhältig.
Du bestehst auf dein Recht? Du kämpfst mit allen Mitteln darum, du musst Recht haben? Was Du sagst, das ist die Wahrheit. Du setzt deinen Willen durch und ständig streitest du mit anderen um nutzlose Kleinigkeiten, ob nun zu viel oder zu wenig Haare in der Suppe sind. Du siehst es grundsätzlich immer anders als der Rest der Welt es sieht? Du suchst dein Heil auf dem Rücken anderer zu finden und merkst nicht, wie deren Rücken unter deinem Gewicht immer krummer und unter deinen Peitschenschlägen zu platzen beginnt.

Du bist stolz auf deine Unabhängigkeit von deinen Mitmenschen. Du genügst dir selbst? Du willst nicht auf andere angewiesen sein, willst selbst stark sein? Männer sind so! Frauen müssen auch stark sein. Das kostet viel Kraft. Du wirst dich wohl nicht allzu sehr vom Mitgefühl mit anderen bewegen lassen, das Leid der Welt, es zieht an dir vorüber. Barmherzigkeit mit den Schwachen ist eine gute Idee, vielleicht verstehst du sogar was davon: Man soll schon Gutes tun, brav sein und so ... Aber du bist vor Jahren mal beleidigt worden und bist bis heute unversöhnlich. Und das bleibst du für alle Zeiten?

In der Tiefe Deines Herzens gibt es keinen Platz für einen Gott, der sich am Kreuz ganz schwach machte, keinen Platz für einen Gott, der am Kreuz hängen bleibt, auch nachdem er aufgerufen wurde, sich als kraftvoll und mächtig zu erweisen, sein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und endlich Ordnung zu schaffen und aufzuräumen. Kein Platz für einen Gott der sich als ohnmächtig erweist. Denn da ist schon ein anderer Gott.
Gib diesem falschen Gott einen Kuss, verrate ihn. Lade deinem Gott das Kreuz auf den Rücken, auf den Kreuz-Weg schick ihn und lass Dir diesen Gott nicht länger quer liegen, überlass ihn seinen Gegnern, aus dem Weg mit ihm, aus den Augen, aus dem Sinn.
Schlag ihn ans Kreuz, deinen Gott, lass ihn dort hängen und elendiglich zu Grunde gehen, hab kein Erbarmen mit ihm, warts ab, ob er vom Kreuz heruntersteigen wird, wenn nicht, soll er doch hängen bleiben, aus dem Weg mit ihm, aus den Augen, aus dem Sinn.

Und Wir anderen?

Bleibt hier, wachet mit mir, mit mir hier, oder geht einfach weg. Wir wachen nicht mehr, wir beten nicht mehr, wir glauben nicht mehr. Was auch immer wir davon vielleicht einmal taten, es hat offensichtlich nicht viel gebracht.
Alle Grausamkeiten, die andere ihm antaten, es waren ja immer die anderen, haben wir übertüncht. Wir können nun schreien, klagen, weinen, uns Asche aufs Haupt streuen, aber selbst wenn wir unsere schönen Kirchen abreißen, ändert das nichts mehr. Alle unsere Hoffnungen sind zunichte, Erwartungen auch, mit ihm eben an diesem Kreuze jämmerlich zugrunde gegangen. Unser Leben ist missglückt, kein happy end. Grausame Wahrheit. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Wir halten es nicht lange aus, unter dem Kreuz aus, möglichst schnell verschwinden wir aus seiner Todes-Stille, die auf den letzten Schrei folgte, haben den Stein abgelegt,vors GRab gerollt, schon beinahe vergessen, wo wir standen, gleich ein Gebet gesprochen und hören vielleicht, vielleicht eher nicht, irgendwelche Worte eines Predigers, der meint, vielleicht eine Antwort geben zu können.
Ach was, also wirklich, Leute, wenn ihr das von mir erwartet, tut es mir leid, ich weiß da auch nicht weiter. Aber das Leben geht schließlich weiter.

Entstellt bis zum Davonlaufen

Es gibt wirklich keinen, der heute nicht davonlaufen möchte, so wie es die anderen Jünger taten. Also machen wir es wenigstens wie diese, laufen wir auch davon. Unser Gott ist tot, wir suchen keinen Lebenden. Lasst uns ihn ins Grab legen, lasst uns den Stein vor das Grab rollen, damit es nicht so stinkt, wenn er verwest, aus dem Weg mit ihm, aus den Augen, aus dem Sinn.
Der am Kreuz so grausam Entstellte, er ent-stellt, das ist eröffnet, uns den Blick auf unseren Gott, welcher auch immer es ist. Er ent-stellt den von frommen Tränen verschleierten Blick auf unser Leben, und eröffnet, zeigt es uns so, wie es wirklich ist.
Vielleicht verstellt uns das Kreuz, das wir uns selbst auferlegt haben, den Blick auf den, der sich uns gegenüber als Entstellter nicht verstellt sondern eröffnet.
Den so Querliegenden, den können wir nicht mehr übersehen.
  • es liegt quer, das Wahrheit frei macht.
  • es liegt quer, dass Gott im Menschen ist, in dem, der neben dir sitzt.
  • es liegt quer, dass Gott in uns allen geboren ist, gelebt hat, gestorben ist.
  • es liegt quer, dass da ein Mensch sitzt, der Hoffnungen, Ängste, Befürchtungen, Hoffnungen hat, Gefühle, der nicht besser, nicht schlechter ist als du, auch wenn er so tut.
  • es liegt quer, zu vergeben.
  • es liegt quer, die "glückliche Schuld"
  • es liegt quer, der Mensch geworden ist, um Menschen zu befreien.
  • es liegt quer, das Geheimnis des christlichen Glaubens.
Aber dass im Tod das Leben ist, das könnte heute an uns geschehen.
Denn das letzte Wort ist gesprochen, der Todesschrei ist ausgestoßen.
Er atmet nicht mehr.
Er ist tot. 
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Und für einen Augenblick hält die Schöpfung den Atem an.
Und man hält es nicht aus.

Der Vorwurf: Mein Gott, warum hast du uns verlassen?

Alle sind wir nun hineingezogen in die Stille des Grabes
Spürst Du, wie es Dir kalt wird an den Füßen, im Gedärm, im Herz.
Mein Gott, warum hast du uns verlassen?
Du lässt uns zurück in einem Leben, das unvollendet ist.
Soviel hatten wir mit dir noch vor, nach Jerusalem wollten wir ziehen, später von Rom aus die Welt erobern — und nun? Grausame Hoffnungslosigkeit, erinnerungsvolle Vergangenheit — aus, ein für allemal aus und vorbei. Du bist fern meinem Schreien. Du bist tot. Und ich halte es nicht aus.
War das denn wirklich nötig?
Warum musstest du denn auch bis zum letzten gehen?
Haben wir dir nicht immer gesagt, dass du vorsichtig sein solltest?
Wäre es denn nicht klüger gewesen, etwas mehr Zurückhaltung zu zeigen?
Es war doch klar, dass die Mächtigen sofort zuschlagen würden, wenn sich die Gelegenheit deiner Unachtsamkeit bietet.
Wir wussten es doch, dass es so nicht weitergehen kann.
Waren wir selbst taub geworden für die Realität dieser Welt, nur um deinen Worten zu lauschen und den himmlischen Klängen unserer Erwartung eines paradiesischen Friedens im Reich Gottes hier und jetzt zu lauschen?
Träume, die nun zerplatzt sind wie Seifenblasen.
Nur noch Augen für dich hatten wir, so schön war es, an deinen Lippen zu hängen und schon lange blind geworden vor Liebe, schauten wir sogar noch weg, als der erste Peitschenschlag deinen Rücken zum Platzen brachte.
Und wir hätten dich noch so sehr gebraucht.
Wir wollten von dir noch so viel lernen und dir noch so viel erzählen und nun bist Du tot.
Hättest du nicht eingreifen können?
Du gabst uns doch Hinweise genug, dich als unseren Messias, unseren König, als Herrscher, der alles umstürzen wird, zu erkennen. Doch du, du Hoffnungsträger all unserer uneingestandenen Veränderungswünsche bist nicht geflohen, hast dich nicht gewehrt, hast nicht zurückgeschlagen, sondern das Kreuz getragen und dich auch noch dranschlagen lassen, du Narr! Dich vorgeworfen, uns zum Vorwurf geworden.
Warum nur?
Warum nur hast du da deine Macht nicht gezeigt?
Warum nur hast du deine Last nicht auf den Herrn gewälzt?
Warum nur hat Gott dich nicht herausgerissen?
Und wir rufen bei Tag doch du antwortest uns nicht mehr, und wir rufen bei Nacht und finden keine Ruhe.
Und immer wieder meinen so viele, Antworten geben zu können.

Hingeworfenes

Schwachherziger Versuche des Trostes, vor uns hin geworfen,uns zum Vorwurf gemacht, was der Sinn deines Lebens, der Sinn deines Todes sein soll, der Sinn unseres Leidens und unseres Todes, der Sinn des Millionen und abermillionenfachen Todes. Für uns. Unserer Sünden wegen. Weil wir zuviel an Sex gedacht, Schokolade genascht, nicht brav gefastet und manches mehr getan und vieles unterlassen haben, durch meine Schuld, erzählen sie uns von ihren Kanzeln und erinnern sich in ihren Büchern seit Jahrhunderten, du seist der Gottessohn, dass du gestorben seist für unsere Sünden, um unser Leid auf dich zu nehmen und uns zu erlösen.
Und alle Fragwürdigkeit deines Lebens erklären sie uns ebenso weg wie die Zumutung deines Todes.
Weggeworfen, dein großer Ent-wurf in unserem Geworfensein einen neuen Wurf zu wagen.
Du bist ihnen aus dem Augen, aus dem Sinn.

Gott ist tot

Und inzwischen weiß es alle Welt, wir sind der Leute Spott geworden, alle die uns sehen, lachen über uns, die wir noch immer an deinen Worten hängen. Euer Gott ist tot.
Und es scheint uns, sie haben Recht, denn das deckt sich mit unserer Erfahrung. Leid und Tod ohne Sinn war, ist noch immer, mitten im Leben und aller aus dem Leben Gerissenen von Herodes bis Auschwitz, von den Indianern Amerikas bis Syrien und den im Mittelmeer Ertrunkenen, von dem jungen drogensüchtigen Obdachlosen in der Stadt, verstoßen von ebenso braven Leuten wie uns, bis zur alten, dementen Frau in unseren Pflegeheimen. Sie vegetieren dahin schon während ihres Lebens und später lassen wir auf unseren Friedhöfen ihre Gräber verroten. Und wie neue Blumen ihre Farben erstrahlen lassen nur um wieder zu verwelken, so vergehen auch unsere Beziehungen und Freundschaften. Ist das der Kreislauf des Lebens, Gott, müssen wir nur geboren werden um zu sterben? Wie du?
Bist du tot? Aus den Augen, aus dem Sinn, wie diese?

So werden wir leben!

Weiterleben, das Leben, es geht schließlich weiter.
Weiter, mit all unseren unbeantworteten Fragen, wieder und wieder von neuem sie aufwerfen, hinwerfen, vorwerfen,nachwerfen, neu werfen, umwerfen. Klagen, dich anklagen, verzweifeln, den nächsten Atemzug machen, Menschen sinnlos leiden, sterben, einander töten sehen, uns unsrem eignen Ende entgegen atmen, das genauso sinnlos erscheint und uns vielleicht nur die scheinbare Ruhe gibt, endlich nicht mehr weiter fragen zu müssen.
Und immer noch und immer wieder sind dein Leiden, dein Sterben und dein Tod ein Teil davon, denn du bist uns aus den Augen. Wo ist da der Sinn?
Weiterleben, das Leben, es geht schließlich weiter.
Weiter, breiter, weitend, immer weiter werdend, mit jedem Atemzug weiter klagen, immer weiter, noch weiter. Und dafür Sorge tragen, dass dieses Klagegeschrei niemals aufhören wird. Noch unsere Enkel und Urenkel,alle Generationen sollen darüber klagen und die Frage weitertragen bis in alle Zukunft hinein, und wenn sie uns Menschen auf anderen Planeten ansiedeln werden soll diese Frage und diese Klage immer mitgehen.
Wir schreien unsere Klage in deinen letzten Schrei mit hinein.
Und wir schreien noch lauter, weil wir auch die Klage derer darin erschallen lassen wollen, die nicht mehr klagen, die nicht mehr klagen wollen, die nicht mehr klagen können und die Klage all derer, die nicht klagen dürfen.
Wir werden diese Klage mit jedem Wort aussprechen, mit jedem Lied hinaus singen, in jedem Buch mitlesen, in jedem Film mitschauen, in jedem Menschen mittragen, in allem Tun und Lassen, jeden Morgen aufs Neue mit ihr aufstehen, jeden Tag hindurch zum Abend mit ihr leben und in den Nächten werden wir sie träumen.
Und wenn wir verstummen, so lassen wir unsere Steine klagen.
Weiterleben, das Leben, es geht schließlich weiter.
Und seit heute, mein lieber, mein nicht mehr atmender Gott, seit heute, da du tot bist, klingt unser Klagen und Fragen etwas anders als vorher, und es wird immer wieder von neuem und anders klingen, es verändert sich immer.
Denn ab heute werden wir nicht mehr glauben, dass du Gott, von all dem Dunkel menschlichen Lebens keine Ahnung hättest und wir werden dir auch nicht mehr den Vorwurf machen: "Ach Gott, du weißt ja nicht, wie das ist."
Du bist uns aus den Augen, doch nicht aus dem Sinn.
Du hast unser kleines, armseliges, manchmal ganz schönes und manchmal ziemlich beschissenes Leben mitgelebt.
Seht hin, so werden wir unsere Klage beenden:
Seht was für ein Mensch, Gott, mit uns. Mit der Welt.
In seinem Leiden das unsere, in seinem Tod den unseren.
Vor aller Augen geschehen. Mit allen Sinnen.
Ganz. Hörend. Ermutigend. Dankend. Liebend, Neu denkend, Staunend.
Vor aller Augen, mit Sinn.

...und ich halte es aus, und Du wirst groß

(weiter am Ostermorgen, Sonntag um 6.00 Uhr!)

Gründonnerstag

Kar-Donnerstag

Ein Fest ist normalerweise Anlass zur Freude — aber was feiern wir heute?
Dieser Tag wird "Grün-Donnerstag" genannt. Was bedeutet das?
  1. Die Bezeichnung "Grün-Donnerstag" geht auf den Brauch zurück, etwas Grünes zu essen — Grünkohl z.B., und das erinnert an die jüdische Tradition: am Passah-Fest wird nicht nur das geopferte Lamm gegessen, sondern auch die grünen Bitterkräuter um sich an die Gefangenschaft und die Befreiung aus der Sklaverei zu erinnern. Wenn wir also vom grünen Donnerstag reden, sind wir mitten im Herzen der jüdischen Geschichte, eine Tradition, die Jesus aufgegriffen und uns aufgetragen hat und die im Herzen der Menschen als Brauchtum weiterlebte.
  2. Es gibt eine andere Ableitung von "grün" aus dem indogermanischen "gar": rufen, schreien, jammern. Daraus wurde "kar": Wehgeschrei, Klage, Sorge, Kummer — die Karwoche trägt diesen Namen — kar steht im Altnordischen auch für Gefäße und schließlich für den Sarg als das letzte Gefäß des Körpers, des Leichnams. Das Altenglische kennt den Char-Thursday; das englische care bedeutet Sorge, Pflege, Achtsamkeit, Vorsicht. Das indogermanische gar führt aber auch zum Alt- und Mittelhochdeutschen "gronan", "greinen". Es bedeutet zum einen lachen — und somit haben wir wirklich einen Grund zur Freude — zum anderen aber auch weinen und brüllen. Ja, mit greinen meint man sogar das Knurren von Hunden und das Grunzen von Schweinen. *grins*
Grün, volkstümliche Tradition, Erinnerung, Freude — und die Klage der Kirche! 
Was soll das? Warum erzähle ich eine Geschichte von ausgestorbenen Sprachen und Bedeutungen? 
Die Antwort, eine weitere Frage: Weißt Du, was Christen am Gründonnerstag feiern? 

http://jobo72.wordpress.com/2014/04/17/millionen-christen-durfen-nicht-feiern/
  • Wir dürfen feiern! Wir wollen nur nicht mehr, oder?

  • Wir feiern die Erinnerungen unserer Heilsgeschichte, die wir mit dem Brauch, grüne Kräuter zu essen aus dem Jüdischen übernommen haben. 
  • Wir feiern die Freude einer Befreiung und den gleichzeitigen Schmerz — wir feiern Erlösung, Leben — und wir feiern Tod.
Genügt das? Nein?
Mir auch nicht. 
Ich weiß noch nicht, was das mit mir zu tun haben soll. 

Willkommen zu allem, was man schon mal gehört hat über dieses Fest. 

Willkommen zu Erinnerungen an Fußwaschungen, an Kreuzverehrung, Speisensegnung, Ostereiersuchen und Frühlingsgefühle. 
Die Älteren von uns haben den Katechismus noch gelernt und die Jüngeren haben es auch schon mal gehört — wir feiern natürlich unsere Erlösung und Jesu Auferstehung von den Toten. Am Sonntag! Und das beginnt schon heute Abend und endet am Ostermorgen so unveränderlich langweilig wie immer für unsere Sünden ist er gestorben und zu unsrem Heil auferstanden und wenn er nicht gestorben ist dann lebt er heute noch ... So feiern wir! 
Feiern wir so? 
So will ich nicht feiern, das habe ich alles schon mal gehört — und das will ich nicht nochmal hören: was ich feiern will ist das Unerhörte. 

Unerhörte Hohe Zeit?

Die Belgier, so hat mir mein Freund Johan erzählt, nennen ihn den "Weißen Donnerstag"; er wird auch der Hohe Donnerstag genannt — aber was ist an diesem Tag eine "Hohe"-Zeit, eine Hoch-Zeit? Heiraten wir heute?
Ich finde, das Bild der Hochzeit, der Vereinigung von Mann und Frau passt schon irgendwie auf die Vereinigung von uns mit Jesus, die wir heute im Abendmahl feiern.
Mensch und Gott, miteinander versöhnt, sitzen zusammen am Tisch, Sünder und Heilige ... 
Also feiern wir? 
Dann setze bitte ein freudigeres Gesicht auf: Lache – von mir aus kannst Du auch knurren *grrr* oder grunzen *grunz* — achte ein wenig auf die Menschen um Dich herum. 
Das kommt manchmal seltsam rüber :-)

Das Kleingedruckte an Ostern

Ich möchte nicht unehrlich feiern, gestatte mir bitte noch, auf das Kleingedruckte hinzuweisen: Es wäre unglaubwürdig, zu verschweigen, dass uns im weiteren Verlauf dieses Festes Hören und Sehen vergehen wird. 
Ob es nach diesem Hohen Donnerstag eine weitere Hoch-Zeit mit Christus geben wird, möchte ich an dieser Stelle noch nicht zu hoffen wagen — wie es weitergehen wird, das liegt an uns, an uns allen.
Willkommen in Blog-Beitrags-Gottesdienst, in dem wir das Wort Leichenschmaus sehr wörtlich verstehen werden.

Die Speisekarte ...

Als ersten Höhepunkt der anlässlich dieses Festes zu erinnernden Grausamkeiten verspreche ich etwas einzigartiges zu Essen; der erste Gang besteht aus eines Menschen Fleisch — dazu reichen wir einen berauschend sinnlichen  Trank — eines Menschen Blut. 
Klingt brutal, oder? Ist auch eher symbolisch, zum Glück.
In diesem unvergesslichen Abendmahl wirst Du ein neuer Mensch, wirst mit den Menschen um Dich herum eins — in Fleisch und Blut nimmst Du Anteil daran, dass Christus sich für Dich, für uns, für alle hingegeben hat.
Oh je.
Auch wenn Du es nicht glaubst oder für unglaublich hältst: wir werden zum Leib Christi und durch Gottes Barmherzigkeit selbst zu Brot und Wein. 
Wie das geht, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau — und es ist nicht so, dass ich das jeden Tag spüren würde; aber so dann und wann habe ich eine leise Ahnung davon, möchte es ergreifen, bewahren, besser verstehen und leben ...
Als zweiten Gang bieten wir den letzten Gang zum Ölberg und daran anschließend den Gang zum Kreuz mit einem feierlichen Abschluss-Arrangement: eine Kreuzigung — live: ab Karfreitag um 15 Uhr

... alte Geschichten ...

Vorher wirst Du in der Kirche, im Gottesdienst, in der Liturgie (hier nicht) von Erinnerungen hören — von guten und weniger guten, von einem Völkermord, den wir als Preis für unsere Befreiung zahlten — und bis heute zahlen. Geschichten aus der Bibel.
Wir sollen uns erinnern, dass Blut geflossen ist, Menschen gefoltert und getötet wurden, Schuldige — und viele, viele Unschuldige — und während wir fromm zusammensitzen, werden wir daran erinnert, dass woanders das Blut literweise weiter fließt.
Solche befremdlichen Worte zu einem Gottesdienst, in dem wir fröhlich unser erstes und zugleich unser letztes Abendmahl feiern möchten! Ja?
Ist das wirklich so fremd, wie es klingt? Ja!
Ich rede — auch wenn Du was anderes hörst — ich rede vom Leben, Du hörst und liest Blut und Mord und Leid. 
Ich rede vom Heil. Du hörst und liest Grausamkeit und Qual und Tod. 
Ist es nicht so? Das Leben geht nicht ohne Mord und Totschlag ab. Du brauchst nur die Nachrichten zu schauen ...

... und der Nach-Tisch

Und was tust Du anderes, wenn Du Dich ernährst, als von Gott geschaffenes tierisches oder pflanzliches Leben zu töten? 
Und doch ist es anders: Schweine und Rinder opfern sich nicht freiwillig. Oder doch? Wir wissen das nicht so genau. Getreide und Gemüse opfert sich ebenso wie die Trauben, um sich verwandeln zu lassen? Seltsamer Gedanke. 
Als Symbol für das Leben, das Leben, das Gott uns schenkt. 
Und wir?
Eines Tages — unausweichlich — geben wir, ob wir wollen oder nicht, unser Fleisch den Würmern. Es gibt kein Heil, wir alle werden sterben. — Zumindest ist das die größte Wahrscheinlichkeit und Sicherheit, die uns dieses Leben zu bieten hat.
Aber wenn auch bislang außer uns offensichtlich alle gestorben sind, unsere Heilsgeschichte wird weitergehen. Das glaube ich zumindest – auch wenn es um Unglaubliches gehen mag. 
Und wenn Du das nicht glauben willst, dann feiere es wenigstens. Feiere Deinen Tod — wenn Du Dich schon nicht zu leben traust!
Erinnerungen, in denen in dicht zusammengedrängter Form das ganze Heils- und Unheilsdrama von uns nachgelebt werden soll. 
Nachzulesen in

Ein Mysterienspiel 

Das Spiel kennt verschiedene Rollen: Um den einen, den wir uns heute einverleiben, den wir morgen ans Kreuz schlagen werden, endlich zu fassen, zu ergreifen, und was er uns tut, uns an-tut, um ihn zu greifen, zu be-greifen, benötigen wir einen Verräter. 
Einer — vielleicht auch mehrere.Möchte jemand freiwillig? 
Wer ist es? Sie vielleicht — oder Du — oder vielleicht ich? 
Nun, dann verdammen wir uns am besten alle dazu!
Alle von uns hier werden ihn, den wir in frommen Worten unseren Heiland und Erlöser, unseren geliebten Freund und Meister nennen und mit schönen Liedern besingen, noch in dieser Nacht verraten und damit sein Todesurteil ermöglichen.
Das gehört dazu!
Alle werden wir dem Schlaf anheimfallen, das Geschehende zu verdrängen versuchen, voreinander fliehen, Verrat an unseren eigenen Überzeugungen üben und in eine Grabesruhe verfallen, die uns allen das letzte Fünkchen Hoffnung und Leben ersticken lassen wird.
Noch in dieser Nacht werden wir ihn uns aus dem Sinn schlagen, unser eigenes Hören und Sehen vergehen lassen. Wir werden in dieser Nacht noch unsere Schwerter ziehen und uns mit schneidenden Worten einander gegenseitig die Ohren abhacken um nichts mehr hören zu müssen. Und wir werden sogar noch weiter gehen als Petrus mit Malchus, dem Knecht des Hohepriesters und werden uns sogar noch die Augen ausstechen um nichts mehr davon sehen zu müssen — und es wird kein Jesus da sein, der flugs das Ohr wieder dranzaubert und uns Blinden das Augenlicht gibt.
Willkommen also zum Fest, an dem sich einer hingibt, sein Leben opfert, sich umbringen lässt, auf grausamste Weise abschlachten lässt — wie ein Lamm ... oder wie ein Rindvieh ... oder wie ein Schwein — abschlachten lässt, damit andere — wir — leben können. 
Er sollte ebenso sterben wie wir sterben, elendiglich zu Grunde gehen, kalt werden, verrecken am Kreuz. Das ist unsere Erinnerung, unsere Unheilsgeschichte, unsere Versklavung, unser Verderben unser Tod. 

Willkommen also, zur Feier unseres Todes

Ich spiele dieses Spiel mit, weil ich glaube, dass es eine bedeutungsvolle Sache ist, was Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat.
Was diese Geschichte bedeutet, für Dich, wie sie ausgehen wird, diese Lebens-Erinnerung, das weiß ich an diesem Punkt der Geschichte nicht.
Die Dramaturgie unserer Erinnerungen, unseres Spiels, unseres Lebens sieht vor, dass wir das alles, was wir schon so oft gehört haben, an dieser Stelle der Feier noch nicht wissen. Vergiss es! — So könnte das vielleicht was werden. 
So könnten wir vielleicht diese Geschichte nachleben, all diese Grausamkeiten ertragen, die zu unserem Heil geschehen sein sollen und geschehen werden. 
Und wenn das so ist, sollten wir sogar daran Anstoß nehmen, weil wir noch Leben in uns spüren, und uns nach Kräften bemühen, unserem Herrn und Meister nachzusterben. 
Das dürfte uns einfach fallen, oder?
Denn wir weigern uns doch ohnehin ständig sehr kräftig, lebendig sein zu wollen.
Diese Feier ist sehr lang, sie begann eben und wird nicht enden, niemals.
Auch nicht, wenn wir das Kirchengebäude verlassen (der Blog zu Ende gelesen ist) und — wie am Gründonnerstag üblich — wir ohne Segen in das weitere Leben gehen.
Wende Dich dann bitte zum Ölberg.
Du wirst feststellen, dass seine Ausläufer in dieser Nacht bis in Dein Wohn- und Schlafzimmer reichen werden.
Wenn Du meinst, dass es zu Deiner Frömmigkeit gehört, bete an, bleibe wach. 
Wenn Du es möchtest, wache mit unserem Herrn und bete, damit Du nicht in Versuchung gerätst — solltest Du dennoch zwischendurch einschlafen, mach Dir nichts daraus, denn auch den Auserwählten Freunden Jesu (Matthäus, Verse 38-46) sind in jener Nacht die Augen zugefallen. 
Und solltest Du den Wunsch verspüren, jemanden zu küssen, denke daran, dass der Kuss auch ein Zeichen des Verrats und nicht nur ein Ausdruck von Liebe ist. 
Das alles gehört zu dieser Nacht, wie es auch zu unserem Leben gehört. 
Es ist Teil der Geschichte, an die wir uns heute erinnern. 
Und so schön es wäre, wenn alle fröhlich feiern könnten, einander lieb haben und nicht weiter mit unserem Sterben behelligt würden — es wäre Lüge. 

Das Unheil erkennen

In dieser Nacht wird unser Heil darin liegen, zu erkennen,
  • dass es kein Heil gibt, wie wir es uns vorstellen.
  • dass wir einander Kreuze aufladen,
  • dass wir uns keine Schweißtücher reichen auf unserem Lebensweg, der ein Kreuzweg ist,
  • dass wir einander keine Füße waschen, sondern uns mit Dreck bewerfen,
  • dass jeder von uns die Größte, der Stärkste, der Schönste, die Fleißigste sein will,
  • dass Blut an unseren Händen klebt und nicht nur an unseren Häusern an denen der Schrecken des Herrn vorbeiziehen wird —
Und das, das ist die einzige Frohe Botschaft für heute!

Das Heil lesen

Im Johannes-Evangelium, das die Kirche ausgerechnet zur Abendmahlsfeier am Grein-Donnerstag vorsieht, ist nichts vom Abendmahl zu lesen, sondern es wird auf die Tradition verweisen, auf den Abend vor dem Passah-Fest, an dem Jesus grüne Bitterkräuter gegessen hatte und sich selbst zum Lamm machte, sein Gewand ablegte und seinen Freunden die Füße wusch um uns zu einem Teil von sich selbst zu machen. 
Gott ist in uns verliebt, unglaublich.
Und er geht dabei bis zum Letzten.
Abendmahl. 
Und das ist und bleibt unerhört!

Im Anschluss daran wirst Du Dich wieder Deinen Alltagsgeschäften zuwenden und das Geschehene verdrängen und vergessen — denn morgen, morgen wird Alles zu Ende und unsere Hoffnung auf Leben endgültig zunichte sein. 
Dann ist Gott tot.
Zumindest, soweit wir Menschen das sehen können. 
Manche trauern und fasten an diesem Kar-Freitag. 
Für mich kann kein Verzicht den Verlust aufwiegen, den ich an diesem Tag erleide, an dem mein Gott stirbt. Ich habe in den letzten Jahren versucht, mich mit Schokoladeneis über diese traurige Tatsache hinwegzutrösten. Schokoladeneis ändert zwar nichts daran, dass ich sterben werde, dass alles so un-heil ist, aber es erinnert mich daran, dass ich lebe!
Und leben werden wir, das hat unser Gott uns verheißen: Am Ende dieses längsten aller christlichen Gottesdienste werden wir aufstehen zu leben. So hoffen wir.
Das hat er uns versprochen (Johannes, Verse 23-27).

Wem der Weg zu weit ist, der Morgen zu früh, die Zeit zu lang, das Wagnis des Lebens zu groß, der kann das Ende dieser Sterbens- und Totenfeier hier im Blog am Sonntagmorgen um 6 Uhr mit dem Auferstehungsgedanken zu erleben versuchen.

Ob es ein Ostern für uns alle geben wird? 
Ob es eine Erlösung von all dem Un-Leben geben wird?
Ob eine Auferstehung von den Toten geschieht? 
Ob der Tod somit nicht das Ende sein wird, sondern der Beginn eines Neuen Lebens? 
Ob und wie es weitergeht, das werden wir sehen und erleben und darum lasst uns beten.

Donnerstag, 13. März 2014

Zuhören - dem Gesang der Natur und Schöpfung

von Heinz Schüttler


Die Strahlen der Sonne wärmen die Haut und dringen tiefer ein, wenn ich für einen Moment verharre. 

Märzsonne hat Kraft sagen Sie bei uns zu Hause in der Eifel (die haben Ahnung davon), weil sie nach kurzen kalten und nassen Wintertagen diese Kraft der Sonne, dieses Leben was dort heraus will, jeden Frühling neu spüren dürfen. 
Aber vielleicht teilen Sie diese Erfahrung, auch wenn Sie nicht in der Eifel leben.

Erwachen 

Solch sonnige schöne Tage, wie wir sie jetzt in diesen Tagen erleben, wo das Leben erwacht, die Vögel beginnen zu brüten, laden förmlich dazu ein hinzuhören. 
Auch in den Begegnungen mit anderen gilt es hinzuhören. Gerade die interessantesten Menschen lerne ich nur kennen, wenn ich zuhöre und die Anknüpfungspunkte erkenne. 
Zuhören eröffnet mir anders als gedacht, eine neue Welt und schafft mir die Möglichkeit an Gemeinsamkeiten anzuknüpfen, die ich ohne Zuhören nie erfahren hätte. Zuhören muss also nicht bedeuten zu verzichten und in Abgeschiedenheit dahinzuvegetieren. Statt dessen erschließt es erst die Vielfalt in unserer Welt. 

ausgegangen?

In unserem tiefsten Innern, da will Gott bei uns sein. Wenn er uns nur daheim findet und die Seele nicht ausgegangen ist mit den fünf Sinnen. (Meister Eckart)
Auch die Propheten der Bibel und die Boten Gottes lernten erst das Zuhören wie z.B. Samuel oder auch Jona, ehe sie Anderen etwas sagen konnten und glaubhaft waren. 
Etwas weniger reden und mehr zuhören und damit offen sein für das Eintreten des Universums oder sagen wir lieber der Schöpfung in unser Leben, tut doch gut - oder? 
Wie oft wünschen sich Menschen dem Reden ihrer Mitmenschen zu entkommen. Wer hat nicht schon innerlich mehr oder weniger deutlich vernehmbar gestöhnt, wenn er mal wieder "zugetextet" wurde. 

ausgehen! 

Die Desiderata, die gute alte und doch immer aufs Neue aktuelle Lebensregel von Baltimore sagt es direkt. Sie regt an, laute Menschen zu meiden, denn sie seien eine Plage für das Gemüt. 


Einmal weniger texten zu müssen, erlöst und befreit einen vom Leistungsdruck. Momentan texten Thomas und ich zwar etwas mehr, doch das macht schließlich einen Blog aus :-) 

Donnerstag, 20. Februar 2014

Hochbewusstsein

Das hohe spirituelle Bewusstsein ist eine esoterische Aussage, die ich immer wieder höre, und die mir immer wieder Fragen aufwirft. 
Denn meistens sagen die Menschen, sie hätte es verloren, also früher einmal gehabt. 
Wann? Im Mutterleib? Davor? In einem vergangenen und verlorenen Zeitalter? In der All-Einheit, die Du ebenfalls verloren hast? 
Ob Du je ein solches Bewusstsein hattest, weiß ja keiner so genau. 
Das behaupten nur so viele. 
Das muss man glauben, oder lässt es. 

Aber gut, mal angenommen, du hattest es. (Vergangenheitsform!)
Also hast Du es heute nicht mehr. (Gegenwart!)

Das kann gut sein, das kann schlecht sein. 
Wer vermag das heute zu beurteilen? 
Du nicht. 
Hast Du doch auf Grund Deiner eigenen Beurteilung das Bewusstsein dazu gar nicht (mehr), ein Urteil darüber fällen zu können, ob es gut oder schlecht sei, das Bewusstsein nicht mehr zu haben. 
Mal abgesehen davon, dass Du womöglich gar nicht der Richter bist. 

Gut

Nehmen wir an, es wäre gut  für Dich, dieses Bewusstsein nicht zu haben.
Dann wäre es vielleicht wichtig, den Grund für den Verlust zu verstehen. 
Aber da wir das Bewusstsein dazu nicht haben ... *seufz*
Und warum dann die Aufregung über den (geglaubten) Verlust? 
Es ist doch gut so! 

Nicht gut

Nehmen wir an, es wäre schlecht für Dich, dieses einmal gehabte Bewusstsein verloren zu haben. 
Dann bist Du vielleicht bestrebt, es wiederzuerlangen? 
Meditation, Guruweisheit, Dopezufuhr, Gebet und fünfmal täglich zur Messfeier und der Nachbarin die Treppe kehren oder was auch immer Du anstellen magst: Du kannst immer noch auf Grund von fehlendem Bewusstsein gar nicht wissen, ob es gut für Dich ist, es wiederzuerlangen. 
Geschweige denn, dass Du wissen könntest, wie Du erlangen könntest, was Du nicht kennst. 
Und warum dann die Aufregung über den (geglaubten) Verlust? 
Es ist doch gut so! 

Gut

Nehmen wir abschließend einmal an, wir hätten alle diese uns innewohnende Bewusstsein, gleich ob wir es erleben oder nicht. 

Ich weiß nicht, wie es Dir geht: Bei dieser Annahme kehrt Friede in mir ein. 
Das hat was von Erlösung. 
Dann weiß ich: Es ist doch gut so! 
Auf immer und ewig können Sie woanders nach Wahrheit, Liebe, Intelligenz und Wohlwollen suchen, Gott und die Menschen anflehen – alles umsonst. Sie müssen bei sich selbst anfangen, mit sich selbst, das ist das unumgängliche Gesetz. Sie können nicht das Spiegelbild ändern, ohne Ihr Gesicht zu ändern. Realisieren Sie zuerst, dass die Welt nur eine Reflexion Ihrer selbst ist, und hören Sie auf, nach Fehlern an der Reflexion zu suchen. Beschäftigen Sie sich mit sich selbst, bringen Sie sich selbst in Ordnung – mental und emotional. Das Physische wird automatisch folgen. [...] Um den Film zu ändern, wechseln Sie einfach die Filmrolle aus, Sie attackieren nicht die Leinwand. Sie müssen aufhören, im Äußeren zu suchen, was nur im Inneren gefunden werden kann. Klären Sie Ihre Sicht, bevor Sie anfangen zu agieren. Läutern Sie Ihren Verstand, reinigen Sie Ihr Herz, heiligen Sie Ihr Leben – das ist der schnellste Weg, Ihre Welt zu verändern. 
Sri Nisargadatta Maharaj

Freitag, 17. Januar 2014

Probleme leicht lösen

Abwechslung macht froh

Mal etwas Neues tun, Dinge, die Du sonst nie tust, aus der Routine raus. Mal woanders arbeiten, statt im Büro im Café, oder in den Garten, oder ab in den nächsten Park. Schon ändert sich das Leben. Schon bessert sich die Laune. Abwechslung macht froh.
Ist es so einfach? 
Ja!
Übrigens: Das war ein "Ja" und nicht ein "Ja, aber ..."


Mit dem "Ja, aber ..." verschärft sich das Problem. 


Nimm einen anderen Arbeitsweg. 
Betrachte neue Häuser, erhöhe Deine Aufmerksamkeit. Schau mal links und rechts. 
Iss mal etwas anders und trinke was Neues. 
Nein, nicht den 10-Uhr-Cappuccino, sondern heute einen Tee? 
Ein neuer Geschmack bringt neue Erlebnisse.  
Neue ErLebnisse bringen neue ErGebnisse. 


ErGEBnis. Da steckt "geben" drin. Du kannst danach was anderes geben. 

Und was anderes musst du in die Situation hineingeben.
Denn was Du bisher in die Situation hineingegeben hast, hat das Problem nicht gelöst, sondern geschaffen. Es ist zumindest ein Teil des Problems. 
Was hast du bisher hineingegeben an Gedanken, an Taten? 
Da darf jetzt was anderes geschehen! 

...mal träumen.  

Visionen haben. Visionieren. Tagträumen. Sich erleben. Phantasieren. Luftschlösser bauen. 
Später (das reicht dann immer noch, wenn das Luftschloss im Kopfkino fertig gebaut ist) an das Fundament denken, damit es landen kann. 
Spielend Deine Zukunft inszenieren. 
Du darfst Dir erlauben, dahin zu wachsen. 


Hinterfrag mal Deine eigenen Überzeugungen und Vorstellungen. 

Stimmt das, was Du da denkst? 
Stimmt das wirklich?
Nimm mal (experimentell) die gegenteilige Position ein: 
Was Du bisher gedacht hast, sei völlig falsch. 
Nicht der Vater (oder wer auch immer) ist schuld an allem, was ist. 
Sei stattdessen mal dankbar: Was hast Du dem Vater (oder wem auch immer) zu verdanken? 


Nein, wir haben die Dinge nicht schon immer so gemacht. 

Bevor wir das so gemacht haben, haben wir alle in die Hose gemacht. 
Und wenn man Sch... baut, darf man sich auch abwischen. Das haben wir gelernt. 
Leben ist Veränderung. Sonst würden wir noch immer krabbeln oder auf Bäumen leben. 
Und nur wenn es gut geht, brauchen wir irgendwann mal niemanden, der uns wieder den Hintern abwischt. 


So geht es. Das Leben ist dauernde Veränderung. 

Ob Du willst oder nicht. Das Leben geht weiter. Auch ohne Dich. 
Also spann ab, spann aus, komm runter, atme tief und spar Dir den Ärger. 
Der einzige, der sich ärgert, bist Du selbst über Dich selbst. 


Dein Problem löst Du nicht in der Denkhaltung, die Du hast. 

Denn diese hat zum Problem geführt. 
Dein Problem löst Du nicht in der Überzeugung, die Du hast. 
Denn diese hat zum Problem geführt.
Dein Problem löst Du nicht in der Einstellung, die Du hast. 
Denn diese hat zum Problem geführt. 
Dein Problem löst Du nicht mit den Arbeitsweisen, die Du normalerweise anwendest. 
Denn die haben zum Problem geführt. 

Auszeiten sind wichtig

Das heißt: Nimm Abstand, bring eine Distanz zwischen Dich und das Problem. 
"Aus", sagt man zum Hund. 
Das kann man auch zum Gedankenkreislauf rund um das Problem sagen.
Wer ist denn der Herr (die Herrin) im Haus Deiner Gedanken? Du. 
Wenn Du nicht mehr aufs Problem starrst, sondern woanders hinguckst, kannst Du dort womöglich eine kreative Lösung finden. 

Du bist nicht das Problem 

Alle Dinge sieht man nur aus einer mittleren Distanz wirklich gut. 
Betrachte das Problem aus möglichst vielen neuen Winkeln. Das sind jeweils neue Perspektiven. 
Wofür ist es überhaupt gut?
Was kannst Du daraus lernen?


Mutter Teresa soll mal gesagt haben: Es gibt keine Probleme, nur Aufgaben.

Was ist also Deine Aufgabe? 


Frag Jesus! (zum Beispiel), das ist kein frommer Scherz. Lass Deine Fragen mal von Jesus beantworten. Oder wenn Du nicht an ihn glaubst, von sonstwem, der Dir Vorbild ist: Nelson Mandela, Viktor Frankl, Queen Mom, Édith Piaf, Eminem, Cindy aus Marzahn oder wem auch immer. Lebende oder Dahingegangene. 

Was würde dieser Mensch Dir sagen, damit Du Dein Problem lösen kannst? 
Alle sind sich sicher darin einig: Schau auf die Lösung, und nicht auf das Problem. 
Die Konzentration (Fokus, Aufmerksamkeit) auf das, was das Problem löst, ist bereits der erste Schritt zur Lösung. 


Und sei ehrlich. Das hilft. Du weißt es genau, wenn Du in Dich hineinhörst. 

Halte das drei Wochen durch. Und Dein Leben ist anders!