Freitag, 24. Januar 2014

abhängig

Willst Du auch unabhängig sein?  
"Weißt Du ich brauche keine selbständige Tätigkeit sondern eine versicherungspflichtige! Ich bin dann zwar von meinem Mann abhängig, das bin ich seit 30 Jahren, wir haben immer zusammen geholfen! Ich empfinde das als keine Abhängigkeit, sondern gegenseitiges Vertrauen! Ich kann Dinge, die er nicht gerne macht, die mache ich, aber ich hab ihm alles gezeigt, damit er das auch alleine schafft und es gibt Dinge die mag ich nicht, die macht er! Die will ich aber auch nicht wirklich gerne lernen, z. B. Reifen wechseln." 
Das schrieb mir jemand Liebes. 
Ein paar Gedanken dazu: 
Abhängigkeit ist für viele offenbar etwas, was sie loswerden wollen. 
Abhängigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang immer Unfreiheit. 

Wie du Freiheit erlangst

Das Gegenteil von Freiheit, so hat man mir mal beizubringen versucht, sei Un-Freiheit.
Freiheit versteht sich hier als Ausdruck von Unabhängigkeit, z.B. finanzielle Unabhängigkeit. Am Monatsende möchte jeder eine bestimmte Summe oder größer auf dem Konto haben. 
Die Freiheit, Geld für Dinge auszugeben, bezeichnen wir passenderweise heute als Sparen und wundern uns, dass Haushalte sich verschulden. Und dann wundern sich viele, dass am Geldende noch eine größere Summe Monat da ist. Sparen hieß früher Geld aufs Sparbuch bringen und auf Ausgaben verzichten. Verzicht macht frei. 
Was heißt da also Freiheit, wenn ein Mensch vom Geld abhängig ist? Geldunabhängigkeit wäre mal eine Überlegung wert. 
In unseren Beratungen fällt mir immer wieder auf, wie fantasielos Menschen mit ihren Einkommensmöglichkeiten umgehen. Das gute, alte Sparen wäre ja ein Weg. 
Aber viele wollen glänzen, wollen haben, was alle (angeblich) haben, weil sie abhängig, süchtig geradezu sind, von anderen anerkannt zu sein. Wie Kleinkinder, die abhängig von Mama und Papa sind, sind sie auf der Suche nach Anerkennung von außen. Smartphone, Flachbildschirm, Auto, neues Wohnzimmer. 
Ein Baby bleibt für eine gewisse Zeit, abhängig. Es kommt sicher auf viele Umstände an, doch wenn ein Kind länger als nötig abhängig bleibt, stimmt was nicht. Was stimmt nicht mit den Geldabhängigen, den Ansehensüchtigen, den Unfreien?

Es gäbe übrigens noch viele andere Wege, die Abhängigkeit vom Geld zu reduzieren. Meistens liegen sie auf der Hand. Einer davon wäre: Statt es zu erjagen und zu bedauern, dass es fehlt, erst einmal den wirklichen Reichtum erkennen, der schon längst da ist! 

Fremdbilder versklaven dich, eigene auch

Wie wäre es mit der Unabhängigkeit von Fremdbildern und Eigen-heiten? Statt eigen-Dünken (und die Simulationen des eigenen Kopfkinos für wahr zu halten), selbst zu denken, mit anderen zu neuen Horizonten denken, die aus einer guten Zukunft uns entgegenharren? 
Nach Bertrand Russell ist die Furcht vor der Preisgabe des eigenen Ich ein psychologisches Hindernis für die freie Entfaltung der Liebe. 
"Individualität ist nicht Selbstzweck, sondern etwas, das in fruchtbare Berührung mit der Welt kommen und dadurch sein Isoliertsein verlieren muss." (Bertrand Russell, in Ehe und Moral) 
Das ist dann Interdependenz, wechselseitige Abhängigkeit, Reife. 
Andere nicht kopierend, das Eigene nicht simulierend, mit anderen zusammen seinen Teil zum Ganzen beitragen. 

Die richtigen Freiheiten nehmen 

Die Freiheit, zu tun was man will, endet bekanntlich da, wo die Freiheit des Anderen beginnt. 
Freiheit von und Freiheit für...
Ich unterscheide mehrere Freiheiten: 
Frei sein von Zwängen, Unterdrückung. 
Frei sein für Kreativität, Individualität, frei für Entscheidungen. 
Was nehmen in anderen Ländern die Leute auf sich, um endlich "frei" und demokratisch wählen zu können.
Was nehmen Schüler auf sich, um kilometerweit in die Schule zu gehen mit dem Hunger nach Bildung.
In unserem Ländern halten sich viele für so "frei", nicht wählen zu gehen und damit politisch gewonnene Freiheit aufs Spiel zu setzen. Und Jugendliche nehmen sich gerne die Freiheit, "abzuhängen" (Das erinnert mich irgendwie an abhängig sein.) und Zeit sinn-los zu vergeuden. Zumindest in den Augen der Reifen, der Erwachsenen, der Älteren. 

Ein anderer Gedanke: Wie sollte unsere Gesellschaft funktionieren ohne dass wir zu Informationen Zugang haben? Also: Dass wir frei sind für Informationsaufnahme, für Bildung, für Meinungen, und somit frei(er) von Manipulationen. 
Und noch ein anderer Gedanke: Vertrauen? Was ist dieses "gegenseitige Vertrauen", das im Zitat oben geradezu als Gegenteil von "Abhängigkeit" verstanden wird? Eine gegenseitige Ergänzung? Einfach eine Arbeitsteilung? Eine wechselseitige Abhängigkeit, ein Vertrag? 


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